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Im Jahr 2010 starben weltweit rund 1,8 Millionen Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion.

Foto: Reuters/ATHIT PERAWONGMETHA

Paris - Für Aids-Kranke gibt es womöglich eine neue Perspektive: Wissenschafter in Frankreich fanden einer am Dienstag veröffentlichten Studie zufolge heraus, dass die Spontanheilung von zwei HIV-infizierten Männern auf die Integration des veränderten, inaktiven Virus-Gencodes in deren DNA zurückging.

"Diese Beobachtung ist ein denkbarer Ansatz für eine Heilung", sagte Didier Raoult von der Medizinfakultät im südfranzösischen Marseille. Die beiden Patienten waren mit dem HI-Virus infiziert, einer von ihnen schon seit rund 30 Jahren. Dennoch brach bei ihnen nie die Krankheit aus - obwohl sie nie behandelt wurden. Denn das Virus konnte mit den üblichen Tests in ihrem Blut nicht nachgewiesen werden, stellten die Autoren der Studie im Fachmagazin "Clinical Microbiology and Infection" fest: Ihre Organismen konnten das Virus nach der Infektion offenbar in Schach halten.

Inaktiv integriert

Die Analysen der Forscher erlaubten es, das im Genom der Patienten gefundene Virus nachzubilden. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass das HI-Virus durch eine Unterbrechung der Informationen seiner Erbsubstanz ausgeschaltet war. Das Virus konnte sich daher nicht vervielfältigen, blieb aber im Inneren der DNA der Patienten erhalten.

Dieser Effekt geht den Forschern zufolge auf ein Enzym namens Apobec zurück, das im Kampf gegen Aids erforscht wird, das aber normalerweise durch ein Protein des Virus inaktiviert wird. Die Studie eröffnet nach Ansicht der Autoren die Chance, eine Heilung durch Nutzung oder Stimulierung dieses Enzyms anzupeilen. Auch könnten so bei neu infizierten Patienten die Aussichten auf eine Spontanheilung geprüft werden. Nach Einschätzung von Raoult könnten die Erkenntnisse auch die bisherigen Heilungsansätze ändern, die ausschließlich darauf ausgerichtet seien, den Körper von dem Virus zu befreien.

Nicht beispiellos

Die Forscher waren der Annahme nachgegangen, dass das HI-Virus sich ebenso verhält wie andere Retroviren, die sich in der DNA von Tieren und Menschen festsetzen. So waren in der Vergangenheit etwa Koalas gegen ein Virus resistent geworden, das sie neutralisiert und in ihre DNA integriert hatten. Diese Resistenz wurde auch an die Nachkommen vererbt. Die französischen Wissenschaftler gingen daher davon aus, dass es auch beim HI-Virus solche Resistenzen geben müsse. (APA/red, derStandard.at, 4.11.2014)