Wien - Biolebensmittel haben sich in Supermarktregalen längst etabliert. Aber wie "bio" sind deren Verpackungen? Handelsketten wie Rewe, Hofer und Co verwenden beispielsweise biologisch abbaubare Netzschläuche aus Buchenholzzellulose für die Verpackung von Zwiebeln, Rüben, Erdäpfel und anderem Gemüse.
Und zwar seit zwei Jahren. Das weiß Susanne Meininger Geschäftsführerin und Eigentümerin des Verpackungszentrums Graz ziemlich genau - damals sei ihr der Durchbruch mit den in ihrer Firma entwickelten Netzschläuchen gelungen. Anscheinend hatte der Lebensmittelhandel auf diese Art Verpackung gewartet.
Plastikverpackungen für Gemüse und andere Lebensmittel seien passé, meint die Grazerin. Netzsäcke aus Naturfasern, Holzschliffverpackungen, Holzeinwegbesteck, Einweggeschirr aus Zuckerrohrbagasse sind einige der Produkte, die Meininger ihren Kunden zu bieten hat. Neben dem Vertrieb biogener Verpackungen investiert die umtriebige Unternehmerin auch viel Hirnschmalz in die Entwicklung neuer Verpackungsalternativen. Schaumstoffe aus Meeresalgen, Biopolymere aus landwirtschaftlichen Abfällen oder Netzverpackungen aus Naturfasern sind mögliche Werkstoffe für künftige Bioverpackungen.
In Warenkreisläufe integriert
Bei alternativen Verpackungen kommt es darauf an, dass sie sich in Warenkreisläufe integrieren lassen und letztlich aus Materialen gefertigt sind, die biologisch abbaubar sind. So werden die Netzschläuche aus der Zellulosefaser Modal hergestellt. Für die Rohstoffproduktion wird Buchenholz aus der Durchforstung von Wäldern in Österreich und Europa verwendet. Die Erzeugerorganisation Marchfeldgemüse und andere Verpackungsbetriebe füllen ihr Biogemüse in die atmungsaktiven Naturnetze, die verhindern, dass Zwiebel oder Erdäpfel gleich austreiben und so für den Konsumenten zwei bis drei Tage länger ansehnlich und genießbar bleiben.
In Schwaz in Tirol entwickelt und produziert die Firma Naturabiomat Verpackungen mit besonderem Blick auf Bioplastik. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Kunststoffen sind Biokunststoffe Materialien, die zu wesentlichen Teilen aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Je nach Anwendung sind bis zu 100 Prozent Bioanteil möglich; ein weiteres Kriterium ist die biologische Abbaubarkeit, die keiner zeitlichen Beschränkung unterliegt.
Trays, in denen das offene Obst und Gemüse im Regal präsentiert wird, werden aus Zuckerrohrfaser gefertigt. Folien aus Holz-, Pflanzenöl und Milchsäure sowie Sackerln und Tragtaschen aus Mais- oder Kartoffelstärke stellt die Firma ebenfalls her. "Handelsketten, aber auch Konsumenten wünschen, dass Plastik aus den Regalen verschwindet und durch umweltverträgliche Verpackungen ersetzt wird", sagt Gerhard Margreiter, Geschäftsführer von Naturabiomat. Dass es eines Tages nur noch Bioverpackungen geben wird, hält er für durchaus realitisch. Nicht nur Supermarktkunden wollen mit biologisch verpackten Produkten beim Kunden sympathisch und umweltbewusst erscheinen, sondern auch Gemeinden verwenden immer mehr Beutel und Säcke aus Biokunststoffe für die Bioabfallsammlung. Dafür hat Naturabiomat eigens einen Vorsammelbehälter namens AirBox entwickelt.
Kräutertöpfe aus Papier
Biologisch verpackt werden nicht nur Lebensmittel, sondern auch Blumen, Kräuter und Co. Das im steirischen Albersdorf und vorarlbergischen Hohenems ansässige Unternehmen Meier Verpackungen produziert neuerdings Blumen- und Kräutertöpfe auf Basis von unbedrucktem Papier mit Biobindemitteln und Wasser. Zellulose- und Baumwollnetze aus nachwachsenden Rohstoffen für Obst und Gemüse liegen genauso stark im Trend wie kompostierbare Flaschenhalsetiketten auf Zellulosebasis oder Bioschnüre auf Viskosebasis, die in Glashäusern für Tomatenkulturen verwendet werden.
"Gegenüber herkömmlichen Verpackungsmaterialien sind biogene Sackerln, Trays etc. in Produktion und Beschaffung allerdings teurer", sagt Walter Michelitsch, Verkaufsleiter bei Meier in Albersdorf. Er geht aber davon aus, dass sich dies mittelfristig ändern könnte: "In Zukunft wird sich die Masse an Verpackungen im einfacheren und kostengünstigen Bereich bewegen." (Markus Trostmann, DER STANDARD, 5.11.2014)