Es mag vorgekommen sein, dass jemand desertierte "und dafür wirklich gute Gründe" hatte, analysiert der gelernte Historiker Reinhard Bösch die Zeit der NS-Diktatur. Gute Gründe. Vielleicht! Wir sprechen von einer Zeit, da Wehrmachtssoldaten ihre Heimat etwa in Stalingrad oder bei Massakern an der Zivilbevölkerung am Balkan "verteidigen" mussten.

Bösch sitzt für die FPÖ im Parlament. Privat ist er Mitglied der Teutonia, einer Wiener Burschenschaft, die in Deutschland selbst den Rechten zu rechts ist, aber den Vorsitz im Wiener Korporationsring (WKR) hat. Wenn die jungen Männer der Teutonia Zeit finden, betätigen sie sich gerne kreativ bei Flugzettelaktionen.

Ihr letztes Machwerk ist eine Wehklage über die Errichtung des Deserteursdenkmals und den Verrat der "alten Pflicht". Es braucht dabei einen verbalen Slalom, um das NS-Verbotsgesetz zu umschiffen. Bundesbruder Bösch verteidigt den Erguss und fügt hinzu, der Umgang der US-Armee mit Deserteuren - etwa in Vietnam - sei nicht viel besser gewesen. Es sollen keine Menschenleben aufgerechnet werden, aber: Lernen Sie Geschichte, Herr Abgeordneter!

Die NS-Diktatur ließ 23.000 Soldaten hinrichten. Die USA im Zweiten Weltkrieg einen - den Letzten übrigens. Böschs Reaktion mag für einen FPÖ-Mann wenig überraschend sein, ungeheuerlich ist sie dennoch. Wer die "alte Pflicht" verteidigt, hat im Hohen Haus nichts verloren. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 5.11.2014)