London - Ein führender britischen Bankenregulierer und Notenbanker hat vor den Folgen allzu rigider Geldwäsche-Vorschriften für die Banken und den Welthandel gewarnt. Britische Geldhäuser drohten aus dem Markt gedrängt zu werden, wenn sie über ausländische Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche stolperten, sagte der Vize-Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, am Dienstag vor Abgeordneten.

Indirekt kritisierte Bailey damit die USA, die gegen britische Banken wie HSBC, RBS und Standard Chartered Strafen in dreistelliger Millionenhöhe wegen Verstößen gegen Sanktionen verhängt hatten.

"Internationales Koordinierungsproblem"

Bailey ist Chef der Bankenaufsicht innerhalb der Bank of England. "Wir haben nichts übrig für Geldwäsche, aber wir stehen vor einem ziemlich schwerwiegenden internationalen Koordinierungsproblem", sagte Bailey. "Wir haben Belege dafür, dass Teile der Welt und ganze Geschäftszweige vom Bankensystem abgeschnitten werden." HSBC-Chef Douglas Flint hatte schon im Sommer den Finger in die Wunde gelegt: Ärmere Länder würden in Mitleidenschaft gezogen, wenn die Banken aus Angst vor Verstößen gegen die Geldwäsche-Vorschriften dort kein Geschäft mehr machten. Ihnen ist es oft zu aufwändig, alle Konten und Verbindungen auf ihre Korrektheit zu prüfen.

Vor allem die USA greifen in jüngster Zeit drastisch durch, auch außerhalb ihrer Landesgrenzen. Von den hohen Geldstrafen abgesehen, droht ausländischen Banken der Verlust der Lizenz für Bankgeschäfte in den USA oder der Verlust des Zugangs zur Refinanzierung in Dollar. Die französische BNP Paribas hatte im Juni 8,9 Mrd. Dollar (7,12 Mrd. Euro) gezahlt und war zeitweise vom Dollar-Clearing ausgeschlossen worden, weil sie jahrelang gegen US-Sanktionen gegen den Iran, den Sudan und Kuba verstoßen hatte. Auch die Commerzbank und die Deutsche Bank sind deswegen ins Visier der US-Behörden gekommen. (APA, 4.11.2014)