Wien – Die Bestellung von Schulleitern muss "unzweifelhaft objektiv" werden, fordert SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann im APA-Gespräch. Sie will über die Länder hinweg einheitliche Kriterien und Personalentscheidungen "möglichst weit weg von der Politik". Derzeit würden so viele Stellen mitreden wollen, dass der Eindruck einer Wahl entstehe, aber: "Eine Direktorenwahl ist keine Volksabstimmung."

Derzeit sind die Kriterien für die Schulleiterbestellung nur grob im Beamtendienstrechtsgesetz (für AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) bzw. für Pflichtschulen (u.a. Volks-, Haupt-, Sonderschule) im Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz geregelt, die Ausgestaltung im Detail kann von den (nach dem Proporzsystem besetzten) Kollegien in den Landesschulräten bestimmt werden. In der Praxis sind etwa Objektivierungsverfahren wie Assessment Center vorgesehen und die Schulpartner können ihre Stellungnahme zur Eignung der Kandidaten abgeben, bevor sie vom Bildungsministerium oder der Landesregierung bestellt werden.

Bestellung oft in aufgeheizter Situation

Zu ihrer Zeit als steirische Bildungslandesrätin habe sie kaum jemals so viele Interventionen aus der Kommunalpolitik und von Eltern – bis hin zur Desavouierung einzelner Kandidaten per Brief – erlebt wie bei Direktorenbestellungen, kritisiert Grossmann den Status Quo. Die Direktorenbestellung finde oft in einer aufgeheizten Situation statt.

Die Anforderungen an die Bewerber seien schon jetzt hoch, und mit Assessment Centern werde ein Beitrag zur Objektivierung geleistet. Prinzipiell sei es schon auch wichtig, die Stellungnahmen der Schulpartner anzuhören. Es dürfe aber nicht mehr der Eindruck entstehen, dass Lehrer aus politischen Gründen von einer Bewerbung abgehalten werden. Und: "Die Personalentscheidungen müssen so weit weg von der Politik getroffen werden wie möglich." Grossmann sieht hier einen Auftrag an die Reformgruppe von Bund und Ländern, entsprechende Vorschläge zu erarbeiten.

Wettbewerbsverzerrung durch Interimslösungen

Grossmann fordert außerdem ein Ende der derzeitigen Praxis, dass Personen interimistisch mit der Leitung betraut werden und sich dann für denselben Posten bewerben. "Das ist Wettbewerbsverzerrung, so wird ein Provisorium einzementiert." Sie verweist auf Fälle, in denen es vor Ort dann große Widerstände gegeben hatte, als dann doch ein anderer Kandidat als Leiter bestellt wurde.

Pädagogische Fähigkeiten und Führungsqualitäten müssten wichtige Kriterien bei der Bestellung sein, vor allem wenn Direktoren mit dem geplanten Ausbau der Schulautonomie mehr Entscheidungskompetenzen und Personalverantwortung erhalten sollen. An den Pflichtschulen, wo der Schulleiterposten derzeit teilweise "wirklich ein Sonderopfer" von Lehrern sei, da er nur Verwaltungsarbeit, aber keine Schulentwicklungstätigkeit bedeute, müsse man auch über finanzielle Anreize nachdenken – immerhin gebe es hier einen massiven Bewerbermangel. Gleichzeitig soll das angekündigte Durchforsten der Schulgesetze Verwaltungsvereinfachungen bringen und etwa doppelte Statistikabfragen künftig vermieden und Schulleiter damit von Administrativem entlastet werden.

Ressourcenverteilung nach Sozialindex

Als weitere große Herausforderung für die Zukunft sieht Grossmann die Ressourcenverteilung. Sie plädiert wie Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) für Mittelverteilung nach einem Sozialindex, also mehr Geld für Schulen mit vielen Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit nicht-deutscher Muttersprache. Die Länder sollen unter Einbeziehung der Schulpartner eine gemeinsame Regelung bei der Zumutbarkeit von Schulwegen finden, um die Versorgung der Peripherie mit (verhältnismäßig teuren) Kleinschulen auch künftig sicherzustellen. "Das muss man über die Ländergrenzen hinweg koordinieren." Und auch in einer anderen Frage fordert Grossmann einheitliche Kriterien für Länder, an die sich dann alle halten sollen: Die "teils maßlose Überziehung" der Stellenpläne etwa, bei der die Länder dann nur einen Teil der tatsächlich vorgestreckten Lehrergehälter an den Bund zurückzahlen, gehe auf Kosten der anderer Länder und sei "auf Dauer nicht zu akzeptieren". (APA, 5.11.2014)