Das mysteriöse Objekt G2 (grüner Kreis in der Bildmitte), hier aufgenommen mit dem W.M. Keck Observatorium auf Hawaii, kurz nach der größten Annäherung an das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße. Die Begegnung blieb für die vermeintliche Gaswolke praktisch ohne Folgen, was die Astronomen etwas ratlos machte.

Foto: Andrea Ghez, Gunther Witzel/UCLA Galactic Center Group/W. M. Keck Observatory

Los Angeles - Lässt man ein großes Objekt in ein Schwarzes Loch fallen, dann kann man mit einem ordentlichen Spektakel rechnen. Kein Wunder also, dass sich Astronomen voller Vorfreude die Hände rieben, als vor zwei Jahren eine Gaswolke von dreifacher Erdmasse entdeckt wurde, die sich auf Kollisionskurs mit dem supermassiven Schwarzen Loch Sagittarius A* im Milchstraßenzentrum befindet.

Erwartet wurde, dass die enorme Gravitation die Wolke mit der Bezeichnung G2 in Stücke reißt und dabei ein veritables Strahlungs-"Feuerwerk" freisetzt - doch es blieb verdächtig ruhig. Jüngste Beobachtungen zeigten, dass G2 weitgehend heil geblieben ist, was die Forscher nicht nur enttäuscht, sondern auch etwas ratlos zurückließ, denn einer herkömmlichen Gaswolke sollte das normalerweise nicht gelingen.

Junger Riese aus alten Sternen

Nun glaubt ein Team um Andrea Ghez von der University of California, Los Angeles, das Rätsel gelöst zu haben: Mit dem W.-M.-Keck-Observatorium auf Hawaii entdeckten die Forscher Hinweise darauf, dass G2 gar keine lockere Gasansammlung ist, sondern ein gewaltiger Stern von 100-facher Ausdehnung der Sonne, der erst vor kurzem aus der Verschmelzung zweier älterer Sterne hervorgegangen ist.

Der hell strahlende Stern würde auch dabei helfen, einige Mysterien des Milchstraßenzentrums erklären. So wird etwa durch seine Entdeckung klarer, warum dort bedeutend mehr junge und viel weniger ältere Sterne existieren, als man den aktuellen Modellen nach erwarten würde. (tberg, DER STANDARD, 06.11.2014)