Wien - "Für Strasser, Grasser und Co: Swarovski präsentiert exklusive Fußfessel-Kollektion." Ein Artikel, der aus dem österreichischen Satireportal "Tagespresse" stammt, zirkuliert in sozialen Medien als "Nachricht". Was nicht so selten vorkommt, ist selbst Satirikern zu viel. Für Robert Stachel, ein Teil des Maschek-Trios, könnte die Lösung des Problems in der Vermittlung von Medienkompetenz liegen. Quellenkritik müsse bereits in der Schule gelehrt werden, sagt er bei einer Veranstaltung des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) in Wien. Auch dessen Präsident Thomas Kralinger sieht die Schulpolitik in der Pflicht: Ein Fach wie "Politische Bildung" müsse fix verankert werden.

Karmasin: Positives ignoriert

Mit dem Gedanken anfreunden kann sich Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP): "Junge Menschen müssen lernen, wie Realitäten in Medien gemacht werden." Von Medien wiederum wünscht sich Karmasin mehr Ausgewogenheit und weniger Fokus auf Kritik: "Viel Positives wird nicht genannt." Das sei auch nicht deren Aufgabe, kontert Andreas Koller von den Salzburger Nachrichten. "Wir gehen nicht einfach zu einer Pressekonferenz und apportieren Inhalte", sagt er und kritisiert gleich die Medienpolitik der Regierung. Statt Qualitätsmedien zu fördern, würde der Boulevard hofiert. Manifest werde dies etwa bei Geburtstagsfesten mit Politikern im Schlepptau: "Das sind Signale."

"Medien und Politik sitzen im selben Boot", sagt der deutsche Medienwissenschafter Wolfgang Donsbach. Und: Je weiter Boulevardisierung voranschreite, desto eher werde sich Politikverdrossenheit breitmachen. Inszenierung stehe vor Inhalt. Er konstatiert vor allem bei Jüngeren mangelndes Interesse an Nachrichten: Themen aus den Bereichen Mode und Kosmetik stiegen in der Gunst. Das Interesse für Politik, Wissenschaft und Kunst gehe zurück. Gegensteuern müssten Medien mit Informationsoffensiven, um den Unterschied zum Boulevard zu markieren. Sonst entstehe ein "Teufelskreis der politischen Entfremdung". Ein Problem für Partizipation im Diskurs und für die Demokratie allgemein.

Studie zu Zitierungen

Für den dritten Public Value des VÖZ hat die APA-Mediawatch eine Studie über die Zitierung von Medieneigenleistungen in anderen Medien erstellt. Im Untersuchungszeitraum März und Juni entfielen 75 bzw. 68 Prozent der zitierten Meldungen auf VÖZ-Mitgliedsmedien. Der Standard wurde im März mit 110 Quellenangaben am öftesten genannt. (omark, DER STANDARD, 6.11.2014)