Los Angeles/Köln - Einst waren die Los Angeles Lakers der Stolz ihrer Stadt. An den Wänden des Staples Centers hängen die vielen Meisterbanner, in Gold und Violett, doch der Ruhm alter Tage ist längst verblasst. Erstmals seit dem Umzug nach Kalifornien ist der 16-malige NBA-Champion mit fünf Niederlagen in die Saison gestartet, Grund für den Niedergang ist auch ein teurer Alleinunterhalter.
Mit seinen satten 23,5 Millionen Dollar ist Kobe Bryant in dieser Saison der bestbezahlte Spieler der Liga, bis 2016 kommen noch einmal 48,5 Millionen hinzu. Der 36-Jährige war wieder einmal nicht zum Gehaltsverzicht bereit, als er im vergangenen Jahr seinen vielleicht letzten Profivertrag unterschrieb. Jetzt müssen der Verein und auch er selbst dafür bezahlen.
Bryant, der 2010 mit den Lakers seinen fünften Titel in der besten Basketball-Liga der Welt geholt hatte, wird oft Egoismus vorgeworfen - auf und neben dem Spielfeld. Der Superstar ist sich für eine Nebenrolle zu schade, das führt zu Problemen. In L.A. ist er mittlerweile praktisch auf sich allein gestellt. Starke Neuzugänge haben die Lakers nicht bekommen, mangels Geld und mangels Perspektive.
Me against the world
"Er hat den ganzen Abend gekämpft. Er spielt jedes Spiel, als wäre es sein letztes", sagte Byron Scott, Lakers-Legende und neuer Trainer, nach dem 106:112 gegen die Phoenix Suns über Bryant. Der 16-malige Allstar erzielte 39 Punkte, traf allerdings nur 14 von 37 Würfen aus dem Feld. Die One-Man-Show unterbrach er ganze vier (!) Minuten für Pausen auf der Bank.
Natürlich nagt die Situation an Bryant. "Ich bin in Feierstimmung", antwortete der Olympiasieger voller Sarkasmus auf die Reporter-Frage, ob ihn der Fehlstart beunruhige. Bryant hasst es zu verlieren und stemmt sich gegen die Krise. Den Ball kann er sich aber nicht selbst zuspielen.
"Wir alle brauchen einen Sieg. Es ist ein Lernprozess und sehr, sehr frustrierend", sagt Bryant. Hoffnung klingt mit, Grund dafür gibt es eigentlich nicht. In der Vorsaison verpasste L.A. ohne den verletzten Bryant die Play-offs, und es wird mit ihm nicht anders laufen.
Bryant hätte es wie Dirk Nowitzki machen sollen. Der Deutsche verzichtete bei der Unterschrift für drei weitere Jahre in Dallas auf mehr als 30 Millionen Dollar. Die Mavericks investierten die Summe gut in die Mannschaft und gehören dank namhafter Verstärkungen nach schwierigen Zeiten wieder zu den besseren Teams im Westen.
Da wäre also Kobe. Und wer spielt sonst noch mit? Da wären Carlos Boozer und Jeremy Lin, schnell verglühter Stern am NBA-Himmel. Eher witzlos. Von den vielen interessanten Spielern auf dem Transfermarkt bekamen die Lakers keinen, Pau Gasol ist gegangen. Dazu verpassen Spielmacher Steve Nash (Rückenverletzung) und Rookie Julius Randle (Schienbeinbruch) die komplette Saison.
Die "Black Mamba" Bryant denkt trotz aller Schwierigkeiten nicht an Abschied. "Ich stehe extrem loyal zu den Lakers", sagte er zuletzt: "Ich habe hier viele Erfolge gefeiert. Man kann nicht die guten Zeiten genießen und in den schlechten weglaufen. Ich bin ein Laker." (sid/red, 5.11.2014)