Amman - Aus Protest gegen die Gewalteskalation am Jerusalemer Tempelberg hat Jordanien am Mittwoch seinen Botschafter aus Israel zurückberufen. Der jordanische Ministerpräsident Abdullah Nsur hielt seinen Außenminister außerdem dazu an, beim UN-Sicherheitsrat Beschwerde gegen "wiederholte israelische Angriffe auf muslimische heilige Stätten" einzulegen, wie die Nachrichtenagentur Petra berichtete.

Jordaniens oppositionelle Muslimbruderschaft rief für Freitag zu Massenprotesten gegen Israels Umgang mit dem Tempelberg auf. Bestrebungen ultranationalistischer Juden, am Tempelberg zu beten, hatten zusammen mit Vorbereitungen für den Bau eines neuen jüdischen Tempels am Ort der heiligen islamischen Stätten in den vergangenen Wochen immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen israelischer Polizei und Palästinensern geführt. In den vergangenen Tagen besuchten immer wieder bekannte jüdische Politiker demonstrativ den Tempelberg, am Sonntag zuletzt der ultrarechte Abgeordnete Mosche Feiglin.

"Edles Heiligtum"

Das Plateau mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte des Islam nach Mekka und Medina. Die Muslime nennen es "Das edle Heiligtum". Das Judentum verehrt es als seinen wichtigsten heiligen Ort. Die Klagemauer, ein hoher Wall an der Westseite des Plateaus, dient gläubigen Juden als zentrale Gebetsstätte, denn aus Sicherheitsgründen dürfen sie und andere nicht-muslimische Besucher den Tempelberg zwar betreten, aber dort nicht beten.

Jordanien ist gemäß seinem mit Israel 1994 geschlossenen Friedensvertrag für die Verwaltung der heiligen Stätten in dem von Israel 1967 eroberten und später annektierten Ost-Jerusalem zuständig. Die internationale Staatengemeinschaft erkennt die Annexion nicht an. (APA, 5.11.2014)