Foto: Arabella Strassner

Auf der Suche nach exotischen Klängen wandert ein Amerikaner aus New Jersey in den Urwald aus. Louis Sarno folgt seiner Bestimmung, kehrt seiner Heimat den Rücken, um in der Zentralafrikanischen Republik sein Lebensglück zu finden. Er folgt der Musik seines Herzens, die er nur bei den Bayaka findet. Michael Obert begleitet ihn für seinen Film "song from the forest" mit der Kamera. Der 96-minütige Dokumentarfilm ist in meinen Augen ein Meisterwerk. Obert sagt selbst: "Wir hören Musik – Bayaka hören darin viel mehr". Dieses Gefühl vermitteln auch die Hauptdarsteller.

In über 25 Jahren hat Louis weit über 1400 Stunden Flötenmusik aufgenommen. Beeindruckend. Er möchte dieses Welterbe konservieren, bevor es seinem natürlichen Tod erliegt. In genau diesen ursprünglichen Stammesklängen werden ganze Lebensgeschichten und deren Weisheiten erzählt. Louis erinnert sich an jeden Ton und nimmt das Publikum mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

Wenn Totes lebendig wird

Ganz anders hingegen ist die Arbeit von James Benning. Regelmäßig werden seine avantgardistischen Werke auf der Viennale gezeigt. Diesmal sind es 77 Minuten totes Leben – "Natural History", wie er seinen Film nennt. Mit bewegungslosen Motiven wird auf die eigene Betrachtungsweise angespielt. Man mag seinen Augen kaum trauen. Wird der Vogel etwa wieder lebendig?

Bennings Bilder zeigen ausschließlich Räumlichkeiten und Exponate des Wiener Naturhistorischen Museums. Diese unnatürlich, fast tödlich wirkenden Langeinstellungen kommen einem sehr nahe. Vielleicht ist es diese Monotonie, die einige Zuschauer dazu veranlasste, mit einem lauten aggressiven Türknallen den Saal zu verlassen. Seine Bilder drängen sich auf und prägen sich ein. (Arabella Strassner, derStandard.at, 6.11.2014)