Moskau - Der Gaszwischenhändler Rosukrenergo mit Sitz im Schweizer Kanton Zug wird laut Schweizer "Tagesanzeiger" liquidiert. Die Gesellschaft, die zu 45 Prozent einer österreichischen Firma des ukrainischen Oligarchen Dmitri Firtasch gehörte (dieser wartet nach Korruptionsvorwürfen derzeit in Österreich auf den Ausgang eines US-amerikanischen Auslieferungsbegehrens, Anm.) hatte 2006 im Rahmen eines umstrittenen Gasdeals zwischen Russland und der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt.

Am Rande einer Veranstaltung in der Wiener Hofburg, so schreibt der "Tagesanzeiger", habe Firtasch am Montag die Auflösung von Rosukrenergo bestätigt. "Ja, die in Zug registrierte Gashandelsfirma Rosukrenergo werde aufgelöst. Das Unternehmen habe seine Aufgabe erfüllt, "wir sehen keinen Sinn darin, es weiterzuführen", heißt es in dem Bericht. Schulden gebe es keine, "im Gegenteil: Wir sollten noch Geld bekommen." Am Podium hätte Firtasch über die Zukunft seiner Heimat gesprochen, die seiner Meinung nach nur durch Dialog zwischen Europa und Russland gesichert werden könne.

Frühere Spekulationen über Besitzerstruktur

Die Schweizer Rosukrenergo AG war im Juli 2004 als Joint Venture des russischen Gasprom-Konzerns und der österreichischen Raiffeisen Investment AG, einer Tochter der Raiffeisen Zentralbank, gegründet worden, um Gas aus Turkmenistan in die Ukraine zu importieren.

Nach einem russisch-ukrainischen Gaskonflikt im Jänner 2006 begann die Gesellschaft eine zentrale Rolle für russische Gasimporte in die Ukraine zu spielen. Gleichzeitig mehrten sich auch Spekulationen über die tatsächliche Besitzerstruktur. Wiederholt war die Rede davon gewesen, dass der berüchtigte Mafiapate Semjon Mogilewitsch die Firma kontrollieren könnte.

Erst nach FBI-Ermittlungen outeten sich schließlich im April 2006 die ukrainischen Unternehmer Dmytro Firtasch und Iwan Fursin als Besitzer jenes 50 Prozent Rosukrenergo-Anteils, der treuhänderisch von Raiffeisen Investment AG gehalten worden war. Firtasch besaß 45 Prozent, Fursin fünf Prozent des Schweizer Gashändlers.

Mit einem weiteren Gasdeal zwischen Russland und der Ukraine, den die damaligen Premierminister Julia Timoschenko und Wladimir Putin 2008 und 2009 abschlossen, verlor Rosukrenergo schließlich seine wirtschaftliche Bedeutung. (APA/red, derStandard.at, 6.11.2014)