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Foto: Reuters, Lucas Jackson

Seitdem das Streaming-Service Spotify existiert, ist es scharfer Kritik ausgesetzt: Die Künstler und Labels verdienen fast nichts pro abgespieltem Lied, die Verknüpfung mit sozialen Netzwerken geht Datenschützern zu weit und die Werbung für jene, die nicht 9,99 pro Monat für die Pro-Version zahlen, ist viel zu schlecht auf die Zielgruppen abgestimmt. All das trifft auch zu – und einige Künstler verweigern Spotify deshalb den Zugang zu ihren Werken, was durchaus legitim und nachvollziehbar ist.

Jubel und Protest für Swift

Vor einigen Tagen zog auch eine der bekanntesten Popstars nach: Taylor Swift entzog Spotify die Genehmigung für all ihre Tracks. Jubel und Unterstützung folgten auf der einen Seite, klagende Fans protestierten auf der anderen Seite. Das Ergebnis: ein wunderbarer PR-Coup für Taylor Swift.

Spotify bringt bekannten Künstlern am meisten

Genau sie hat aber eigentlich am wenigsten Grund zum Klagen. Denn ein Service wie Spotify nutzt populären Künstlern noch am meisten: Wer Millionen Plays täglich verbuchen kann, kassiert auch bei Micropayments nicht schlecht ab und wird dadurch noch viel bekannter. Wenn sogar ein "Indie-Künstler" wie Erlend Oye monatlich einen vierstelligen Betrag von Spotify erhält, wird Swift sich über eine weitaus höhere Summe freuen dürfen.

Geplanter PR-Coup?

Mit dem Verkauf des digitalen Albums oder gar des physischen Produkts (für die Jüngeren: man nennt es CD) ist das freilich nicht zu vergleichen – und genau das will sich Swift nun wahrscheinlich zunutze machen. Die Vermutung: Mit neuen Songs frisch am Markt verweigert man sich pressetauglich dem "bösen Streamingdienst", verkauft so viele Songs in lukrativerem Format wie möglich und kehrt dann, wenn die Verkaufszahlen sinken, wieder pressetauglich zum Streaming-Dienst zurück.

Vorteil: Reichweite

Denn auf Dauer bringen Streaming-Dienste wie Spotify, Rara oder Deezer den Künstlern vor allem zwei Vorteile: Verfügbarkeit und Verbreitung. In Zeiten, in denen die Reichweite fast die einzige Währung ist, kommt die Verweigerung von Spotify von MusikerInnen fast der Google-Feindlichkeit mancher deutscher Verleger gleich.

Longtail

Auch kleine Künstler, die aufgrund ihrer geringen Bekanntheit sowieso kaum einen Cent verdient hätten, können mit Spotify wenigstens ein bisschen an Reichweite gewinnen und dabei legal ein paar Euro verdienen, Stichwort Longtail. Die Bekanntheit lässt sich dann später hoffentlich mit Konzertgagen und Merchandise in substanziellere Summen umsetzen. Ja, die Musikindustrie ist kein Ponyhof (mehr).

Hopp oder dropp

Gibt es die Songs bei Streaming-Services mit Labelverträgen nicht, wandern viele potenzielle Fans zu YouTube und hören den Track dort gratis an, und zwar von einem anonymen User hochgeladen, der für die Musik keine Rechte hat. Der einzige finanzielle Profiteur in diesem Fall: YouTube und seine Werbekunden. Den meisten Musikliebhabern ist es heute nämlich egal, wo sie die Musik hören. (Lisa Stadler, derStandard.at, 6.11.2014)