Zu besichtigen: das Boutiquehotel Stadthalle.

Foto: Boutiquehotel Stadthalle

Wer neugierig ist, der hat derzeit recht oft die Gelegenheit dazu, einen Blick hinter verschlossene Türen zu werfen: Beim "Open House" im September, zum Beispiel, oder dem "Tag des Denkmals". Nun gibt es wieder Gelegenheit dazu – aber wahrscheinlich für ein spezielleres Publikum: Dieses Wochenende (7. bis 9. November) finden in ganz Österreich die "Tage des Passivhauses" statt.

100 Besitzer von Passivhäusern öffnen österreichweit ihre Türen und stehen angehenden Bauherren (und -frauen) gemeinsam mit Architekten und Passivhaus-Experten Rede und Antwort: "Das Konzept Passivhaus ist derartig utopisch, dass man sich selbst ein Bild davon machen muss", sagt Günter Lang, Obmann von "Passivhaus Austria" und Koordinator der "Tage des Passivhauses". Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Gebäude – darunter Neubau und Sanierung, Wohnbau sowie öffentliche und gewerbliche Nutzung – sind mit einer Photovoltaik-Anlage ausgerüstet, vierzehn der Objekte erzeugen sogar mehr Energie, als sie verbrauchen.

20 Nationen nehmen teil

Und weil es sich viele nicht vorstellen können, wie es sich in einem Passivhaus lebt, geistert auch die eine oder andere Unwahrheit dazu herum, die es aufzuklären gilt. Solche "Tage der offenen Tür" sind bei Passivhäusern auch deshalb interessant, weil laut Lang noch immer viele glauben, dass man in einem Passivhaus nicht einmal das Fenster aufmachen darf. Stimmt nicht, heißt es bei "Passivhaus Austria" – und auch sonst gibt es naturgemäß nur Lob: Passivhäuser hätten eine höhere Luftqualität als konventionelle Gebäude, sie seien für Allergiker besonders geeignet, Schimmelbildung praktisch unmöglich.

Mittlerweile nehmen an den "Tagen des Passivhauses" Objekte in 20 Nationen teil. Darunter ist etwa auch die österreichische Botschaft in Jakarta, wo die Reduktion des Energiebedarfs zur Kühlung und Luftentfeuchtung im Vordergrund steht, und das Österreichhaus in Whistler, Überbleibsel der Olympischen Winterspiele und erstes Passivhaus Kanadas. Das Passivhaus-Konzept sei zwar in Mitteleuropa geboren worden, ist aber "ein weltumspannendes Konzept für alle Klimazonen", so Lang.

Passivhaus-Hotel

Wer nicht nach Indonesien oder Kanada reisen will, kann in Wien beispielsweise das Boutiquehotel Stadthalle im 15. Bezirk unter die Lupe nehmen. Der Zubau des Hotels weist eine Nullenergiebilanz auf – dank Grundwasserwärmepumpe, Photovoltaikanlage und Solaranlage. Laut eigenen Angaben ist das Hotel das weltweit erste Stadthotel mit einer Nullenergiebilanz. Einen Steinwurf entfernt kann auch ein OeAD-Studentenheim besichtigt werden. Auch Lebensmittelmärkte und rund 50 Einfamilien- und Wohnhäuser in ganz Österreich sind heuer mit dabei. (zof, derStandard.at, 6.11.2014)