New York - Das Schiele-Aquarell "Stadt am blauen Fluss (Krumau)" aus der Sammlung Fritz Grünbaum ist am Mittwochabend bei Christie’s in New York um 2,965 Mio. Dollar (2,38 Mio. Euro) und damit deutlich über dem Schätzwert (800.000 bis 1,2 Mio. Dollar) versteigert worden. Hintergrund war eine Einigung zwischen den Erben nach Fritz Grünbaum und dem Verkäufer (Ilona Gerstel Estate), die sich den Erlös nun teilen.

Im Vorfeld der Auktion hatte das 1910 ausgeführte Werk heftige Kontroversen ausgelöst, da auf Basis der bisherigen Provenienzforschung nie ein Beleg für einen Entzug der Sammlung des österreichischen Kabarettisten gefunden werden konnte. Die Provenienzangaben im Christie’s-Katalog implizierten jedoch, es handle sich um Raubkunst.

Diese "offenbar bewusste" Übernahme einer "lückenhaften und falschen Provenienzkette" war vom Leopold Museum, das selbst Schiele-Werke aus der Sammlung Grünbaum (u.a. Tote Stadt III) zum Bestand zählt, scharf kritisiert worden. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien hatte hingegen das Vorgehen verteidigt, da für die Sammlung Fritz Grünbaum keine lückenlose Eigentümerkette zu erforschen sei.

Ebenfalls aus der Sammlung Grünbaum wechselte am Dienstag bei Sotheby’s in New York die aquarellierte Zeichnung "Sitzende mit angezogenem linken Bein (Torso)" für 1,325 Millionen Dollar (1,2 bis 1,8 Mio. Dollar) den Besitzer. Dabei handelte es sich um jenes Werk, das von 2005 bis 2011 Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren in New York war, im Zuge dessen die Grünbaum-Erben Ansprüche erhoben hatten. Nicht Raubkunst, hatten auch amerikanische Gerichte festgestellt: "Die Feststellung, dass die Nazis dieses Bild nicht beschlagnahmt haben ist auf Grund dieses einzelnen Falles keine bloße Annahme. Sie stellt eine durchaus legitime Schlussfolgerung dar, die durch schlagende Beweise untermauert ist". (kron, derStandard.at, 6.11.2014)