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Kein Schaf und keine Kuh versteht das Prinzip Verkehr so wenig wie ein Esel.

Foto: REUTERS/Joe Penney

Eine dienstliche Expedition führte uns in den Irak und nach Syrien, ins Land der Kurden und der bösen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat. Das Risiko schien kalkulierbar. Niemals in der Nacht unterwegs sein, immer in Begleitung, wenn bewaffnet, umso besser.

Schlimmer noch als die Angst vor den Bärtigen war alsbald aber die Angst vor anderen Verkehrsteilnehmern. Ganz schlechte Straßen, viele veraltete Autos, kreative Fahrweise. Wenn es zwei Spuren gibt, fahren auch gerne fünf Fahrzeuge nebeneinander oder in entgegenkommende Richtungen, wie es sich gerade ausgeht.

Und oft ist es sich gerade nur irgendwie ausgegangen, auch mit Ausflügen in die Botanik, um Gröberes auf der Straße zu verhindern.

Vollbremsung dank Esel

Der Rückweg von einem Treffen in den Bergen brachte es mit sich, dass wir zu sechst in einem Pick-up saßen, es war Nacht und finster, zum Abendessen hatte es Bohnensuppe gegeben, das nur nebenbei. Wir entkamen dem Gelände und eroberten die Straße, beschleunigten das Tempo, als ein Esel die Straße betrat. Und mitten auf der Straße stehen blieb - was gegen Esel spricht. Kein Schaf und keine Kuh, von denen wir auch reichlich auf den Straßen angetroffen hatten, versteht das Prinzip Verkehr so wenig wie ein Esel.

Der Fahrer leitete eine Vollbremsung ein, wir flogen alle durcheinander, Anschnallen ging natürlich nicht, ich hatte hinten den Lauf der Kalaschnikow vom Vordersitz in der Nase, der Esel drehte den Hals, wir erwischten ihn noch am Ohr, mit großem Auge schaute er in den Wagen. Keine Sorge: Er überlebte. (Michael Völker, DER STANDARD, 7.11.2014)