Eine Charakteristik rechtspopulistischer Politik ist, dass sie bestehende Ressentiments, also feindliche Stimmungen gegen Gruppen in der Gesellschaft, aufgreift und schürt - um sie als Trittbrett zu mehr Wählergunst und politischem Einfluss zu nutzen. Mit ihrer lauten Gegnerschaft gegen eine von der Islamischen Förderation geplante türkischsprachige Imam-Schule in Wien tun Heinz-Christian Strache und seine Mitstreiter genau das.
Das Schulprojekt, das sie so vehement ablehnen, ist dabei lediglich ein Vehikel, um die vielfach muslimenkritische Haltung in der österreichischen Bevölkerung mittels Slogans gegen den "radikalen Islamismus" anzuheizen. Dass sowohl die Wiener SPÖ als auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) versichern, einer solchen Imam-Lehranstalt jede offizielle Anerkennung zu verweigern, trägt dabei wenig zur Beruhigung bei. Immerhin könnte die Schule ja als rein privates Projekt eröffnet werden.
Somit droht die antimuslimische Blauen-Stimmungsmache politisch zum Selbstläufer zu werden. In diesem Fall würde sie, noch stärker als bisher, alle Musliminnen und Muslime in Österreich treffen, egal ob sie, wie die meisten, säkular orientiert oder aber dem Fundamentalismus zugeneigt sind. Insofern ist die Anti-Imam-Schule-Kampagne der FPÖ Aufstachelung in einem Bereich, wo dies erfahrungsgemäß am allergefährlichsten ist: dort, wo es gegen eine Religion geht. (Irene Brickner, DER STANDARD, 7.11.2014)