Den Haag/Belgrad - Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat am Donnerstag eine vorläufige Freilassung des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Vojislav Seselj aus dem Tribunalsgefängnis in Scheveningen beschlossen. Eine Tribunalssprecherin bestätigte dies am Nachmittag gegenüber Belgrader Medien. Weitere Details waren zuerst nicht bekannt.

Die serbische Regierung hatte sich am Mittwoch auf Aufforderung des Tribunals bedingt bereit erklärt, Sicherheitsgarantien für Seselj abzugeben. Er musste sich verpflichten, bei der Rückkehr nach Belgrad die ihm vom Tribunal auferlegten Bedingungen einzuhalten. Im Sommer, als eine vorläufige Freilassung Seseljs vom Haager Gericht zum ersten Mal erwogen wurde, hatte der Angeklagte dies abgelehnt.

Grund für Seseljs vorläufige Freilassung ist sein sich verschlechternder Gesundheitszustand. Bei dem serbischen Ultranationalisten, der sich Ende 2013 einer Darmkrebs-Operation unterzogen hatte, wurden kürzlich auch Metastasen an der Leber festgestellt. Seselj befindet sich seit Februar 2003 im Tribunalsgefängnis, wo er sich wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina verantworten muss. Ein Termin für die Urteilsverkündung steht derzeit noch nicht fest. (APA, 6.11.2014)