Der Regisseur Zeno Stanek verbringt viel Zeit in seinem Brauhaus im Waldviertel. Michael Hausenblas erfuhr, dass hier einst Rosen gezüchtet wurden. Bier wurde natürlich auch gebraut und Theater gespielt sowieso.
"Wenn wir nicht in unserer Wohnung in Wien sind, verbringen wir so viel Zeit wie möglich in unserem Haus in Hörmanns bei Litschau im Waldviertel. Wir, das sind ich, meine Frau Manuela, die Rechtsanwältin ist, und unsere drei Kinder. Die Mädchen sind 15 und 13, der Bub wird bald drei Jahre alt.
Bei unserem Haus handelt es sich um ein circa 300 Jahre altes Brauhaus, das eine bunte Geschichte hinter und hoffentlich auch vor sich hat. Hier wurde bis vor 100 Jahren das Hörmannser Bier gebraut, es soll ein gutes Bier gewesen sein. Unser Haus war weiters ein Gutshof, Irrenhaus, eine Rosenzucht und angeblich auch ein Bordell. Eine Farbenfabrik war hier ebenso untergebracht. In dieser wurde das berühmte Hörmannser Blau von einem Mann erfunden, der später an der Entwicklung des Indigo-Blau beteiligt war. Das Hörmannser Blau war diesem nicht unähnlich. Gewonnen wurde es aus einer Pflanze, die gelb blüht und auf den Hügeln der Umgebung gewachsen ist. Pigmente der Farbe sind heute noch auf Steinen im Haus zu finden, dessen Mauern einen guten Meter dick sind.
Als ich zum ersten Mal hierher kam, war ich noch Student am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Ich hab mich sofort in diesen Ort verliebt und 1993 hier das 'Theater Brauhaus' gegründet.
Auf dem gesamten Areal sind fünf Wohnparteien untergebracht. Wir leben auf circa 450 Quadratmetern, alles spielt sich auf einer Ebene ab. Dazu gibt es noch einen Stadel, den wir als Theater adaptiert haben, das auch für das 'Schrammel. Klang.Festival' genutzt wird.
Das Brauhaus zeichnet sich durch viele Gewölbe, Arkaden und ungewöhnlich gebautes Gebälk aus - all das erinnert ein Stück weit an ein Schloss. Andererseits zählt der Gebäudekomplex auch zu den sogenannten böhmischen Industriedenkmälern, die sich durch viele Rundbögen und eine typische Farbgebung auszeichnen, eine Mischung aus rostigem Rot, Rosa und Weiß.
Wohnen hat für mich sehr viel mit Entspannung und Loslassen vom hektischen Alltag zu tun. Abschalten ist uns wichtig, wobei sich bei uns 'Wohnen' zeitweise doch sehr mit unserer Arbeit vermischt hat. Viele Treffen mit Künstlern und Mitarbeitern finden in unseren vier Wänden statt, und meine Frau hat als Spezialistin für Immobilienrecht auch beruflich mit der Materie zu tun.
Beim richtigen Wohnen geht es darum, Gedanken wandern lassen zu können, einfach andere Dinge zu tun, zum Beispiel kochen oder mit Freunden zusammensitzen. Darum ist die Küche, die man auf dem Foto sieht, das Zentrum. Sie ist Spielplatz, Leseraum, Lebensraum, Empfangsraum, Kochstelle, alles in einem. Das war angeblich schon so, lange bevor wir hier eingezogen sind. Dieser Ort mit seinem Kaminfeuer scheint eine gewisse Strahlung zu haben, wobei die Küche auch in den kleinsten Wohnungen der Ort ist, wo die Party wirklich steigt.
Kann schon sein, dass das mit dem Gedanken an die archaische Feuerstelle zu tun hat. Es ist ein Ort der Versammlung, ein Ort, an den man die Dinge hinträgt. Früher hat man sie von der Jagd ans Feuer geschleppt, heute holt man sie halt aus dem Supermarkt.
Unser Haus ist für die ganze Familie sicherlich ein sogenannter Wohntraum - wir fühlen uns alle sehr wohl in Hörmanns. Es gibt zwar Photovoltaik und einen zentralen Holzofen, aber ein in sich funktionierendes System, das einen ganz unabhängig macht, würde ich mir noch wünschen.
Klar wäre es auch nicht schlecht, in einem Strandhaus oder auf einer Berghütte oben zu leben. Aber dort kann man ja auch auf Urlaub hinfahren, oder?" (DER STANDARD, 8.11..2014)