Wien - "Ich bin selbst hinter der Budel gestanden, habe meine ersten Schritte in der Käseabteilung gesetzt." Roland Malli, neuer Chef der Handelskette Zielpunkt neben Thomas Janny, sieht sich von seinen Erfahrungen als Lehrling heute noch profitieren. Dass Jobs im Lebensmittelhandel "nicht gerade als sexy" gelten, die Arbeitszeiten viele abschrecken und Lehrlinge mitunter als Lückenbüßer herhalten, räumt er im Gespräch mit dem STANDARD offen ein. Zielpunkt distanziere sich selbst von Praktiken wie unbezahlter Mehrarbeit, die Gewerkschafter anprangern. Aber er sieht die Branche gefordert, den Wert des Lehrberufs zu heben.

Zielpunkt hat sich nach der völligen Übernahme durch den Großhändler Pfeiffer neu geordnet, an Baustellen für Malli fehlt es nicht. Der 41-jährige Kärntner muss die Supermarktkette aus der Verlustzone holen - was bis 2016/2017 gelingen soll, ein Jahr später als geplant. Ein Weg dorthin führt aus seiner Sicht über Franchising.

Zielpunkt übernimmt Feinkost selbst

Malli will dafür Marktleiter gewinnen. In Wien, wo Zielpunkt 138 Filialen betreibt, hofft er auch auf Händler mit Migrationshintergrund. Dass sich damit Risiko einfach auf Mitarbeiter und Selbstständige abwälzen lässt, weist er zurück: Partner könnten auf ein funktionierendes und schlüssiges System zurückgreifen, das schon bei der Schwesterfirma, den Unimärkten, im Einsatz sei.

Zielpunkt zählt 254 Standorte. Eine große Schließungswelle sei nicht vorgesehen, versichert Malli. Die Mitarbeiter der paar Dutzend Filialen, die mittelfristig aufgegeben werden, sollen in anderen Geschäften unterkommen - wie auch alle früheren Schirnhofer-Beschäftigten integriert würden. Zur Erinnerung: Zielpunkt übernimmt die Feinkost selbst, Schirnhofer bleibt Hauptlieferant.

Hülle revitalisieren

Mallis Job ist es, das Image des Diskonters unter den Supermärkten abzuschütteln. Ins Sortiment seien daher 250 neue Produkte und Markenware aufgenommen worden. "Und wir müssen mit viel Geld den Außenauftritt, die Hülle revitalisieren." Die Handelsgruppe Pfeiffer will dafür 2015 zehn Millionen Euro investieren.

Eine Summe, die Branchenkenner, die Zielpunkt grundsätzlich auf Spur sehen, eher für mager halten. Dass sich damit nicht alle Filialen auf einen Schlag aufwerten lassen, sei klar, sagt Malli. Als Familienbetrieb agiere Pfeiffer jedoch langfristig und lasse sich nicht von Aktienkursen treiben. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 8.11.2014)