Bild nicht mehr verfügbar.

Kein Betrieb am Berliner Bahnhof am Freitag.

Foto: APA/PAUL ZINKEN

Berlin - Die Streiks kommen die Deutsche Bahn aus Sicht der Lokführergewerkschaft GDL inzwischen teurer zu stehen als ihre Tarifforderung. Die bisherigen Ausstände hätten das Unternehmen rund 200 Millionen Euro gekostet, heißt es in einer am Samstag verbreiteten Mitteilung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die GDL beendet den Ausstand jedoch vorzeitig am Samstagabend.

Wie teuer ihre Tarifforderung ist, teilte die Gewerkschaft am Samstag nicht. Der Verkehrsökonom Christian Böttger nannte "Focus Online" die Summe von 35 Millionen Euro pro Jahr. Der Knackpunkt der Tarifverhandlungen ist jedoch nicht die Frage, ob die Lokführer mehr Geld bekommen. Die GDL will auch Tarifabschlüsse für Zugbegleiter verhandeln, worum sich bisher die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft kümmert. Die Bahn hingegen will konkurrierende Tarifabschlüsse verhindern.

Bahnchef: Schaden mehr als 100 Millionen Euro

Durch den Streik hat die Deutsche Bahn (DB) nach eigenen Angaben schon einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe erlitten. "Der Schaden beträgt bislang mehr als 100 Millionen Euro und wird sich auch in dieser Größenordnung in unserer Jahresbilanz niederschlagen", sagte Bahnchef Rüdiger Grube der Zeitung "Bild am Sonntag". "Vom Imageschaden und Vertrauensverlust der DB ganz zu schweigen", fügte er laut Vorausbericht hinzu.

Ab Montag wieder Normalbetrieb

Nach dem geplanten Ende der Bahnstreiks in Deutschland am Samstagabend soll der Schienenverkehr nach Angaben der Deutschen Bahn möglichst zügig wieder auf Normalbetrieb umgestellt werden. Es werde aber noch bis Montagfrüh dauern, um im Fernverkehr wieder zu hundert Prozent fahren zu können, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß am Samstag in Berlin. "Das geht nicht von einer Sekunde auf die andere." Die Züge befänden sich oft nicht dort, "wo sie hingehören". Am Sonntag könnten rund 60 Prozent des normalen Fernstreckenverkehrs angeboten werden, sagte der Sprecher.

Neue Streiks angekündigt

GDL hat jedoch mit neuen Streiks gedroht, sollte es bei den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn keine inhaltlichen Fortschritte geben. "Bisher haben wir noch über nichts Inhaltliches geredet", sagte der GDL-Bezirksvorsitzende von Berlin-Sachsen-Brandenburg, Frank Nachtigall, am Samstag im rbb.

Die Bahn beharre auf der Position, "dass wir nicht für all unsere Mitglieder tarifieren dürfen". Sollte das Unternehmen nicht einlenken, "wird es tatsächlich wieder zu Ausständen kommen".

Gabriel fordert Schlichtung im Tarifkonflikt

Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat die Gewerkschaften im Tarifkonflikt der Bahn zu einer Schlichtung aufgerufen. Das Streikrecht sei ein hohes Gut, mit dem die deutschen Gewerkschaften verantwortlich umgingen, sagte der SPD-Bundesvorsitzende am Samstag beim Landesparteitag der hessischen SPD in Hofheim am Taunus.

Doch im aktuellen Konflikt gehe es nur am Rande um höhere Tariflöhne. Gestritten werde um den Einfluss der Gewerkschaften bei der Bahn, sagte er, ohne die Lokführergewerkschaft GDL und die Eisenbahnergewerkschaft EVG ausdrücklich zu nennen.

Streik ist rechtsmäßig

Er erwarte aber, dass eine Gewerkschaft, die mit einem Streik auch volkswirtschaftlichen Schaden verursache, vorher einen Schlichtungsversuch unternehme. Die GDL hat vor Gericht zweimal bestätigt bekommen, dass ihr seit Mittwoch laufender Streik rechtmäßig ist. Sie will den Ausstand am Samstagabend beenden.

Bahnstreik trifft deutschen Städtetourismus

Abgesagte Stadtführungen und stornierte Hotelübernachtungen: Der deutsche Lokführer-Streik hat auch die Wochenendplanung mancher Deutscher durcheinandergewirbelt. "Wir haben aus allen Landesteilen und Betrieben von Stornierungen und Nachfragen von Kunden gehört, sagte ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

Wie hoch die Einbußen für Hotels und Gaststätten seien, lasse sich aber nicht beziffern. "Der Streik ist für uns ein großes Ärgernis", sagte ein Sprecher des Internationalen Congress Centers Dresden. An diesem Wochenende tagt dort die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Der Ausstand habe vor allem Kunden getroffen, die für das Wochenende eine Dertour-Bahnpauschalreise nach Berlin gebucht hätten, um an den Feiern zum 25. Jahrestag des Mauerfalls teilzunehmen. Wenn möglich, wurden Reisende auf Fernbusse oder Züge des Ersatzfahrplans umgebucht. (APA, 8.11.2014)