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Dieser Screenshot aus einem IS-Propagandavideo soll angeblich Abu Bakr al-Baghdadi zeigen.

Foto: REUTERS/Social Media Website

Bagdad/Kairo - Die internationale Koalition hat am Wochenende intensive Luftschläge gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak geführt, bei denen in der Region Mossul auch ein Konvoi getroffen wurde, in dem Führungsfiguren der Organisation unterwegs gewesen sein sollen. Meldungen, wonach dabei IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi, der sich Ende Juni selbst zum Kalifen ernannt hatte, schwer verletzt worden sei, konnten zunächst nicht bestätigt werden. Die USA haben auch am Sonntagabend keine Informationen über eine etwaige Verwundung von al-Baghdadi oder ob er sich überhaupt in dem angegriffenen Konvoi befand, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

USA bestätigen Angriff

Doch die vorerst unbestätigte Meldung genügte, um in arabischsprachigen Medien heftige Diskussionen darüber anzufachen, was dessen Verletzung - oder gar sein möglicher Tod - für die Organisation bedeuten wurde. Ein schwerer Schlag, lautete die einhellige Meinung. Denn die IS hatte einen Gottesstaat in Teilen des Irak und Syrien ausgerufen, in dem der Kalif als Identifikationsfigur für Gefolgsleute und potenzielle Unterstützer eine zentrale Rolle spielt. Verbreitet hatte die Nachricht der saudi-arabische Satellitenkanal al-Arabiya, der sich auf Informationen von Angehörigen der lokalen Stämme bezog.

Die USA hatten am Sonntag eine Serie von Luftschlägen gegen eine vermutete Zusammenkunft von hochrangigen IS-Führern im Norden von Mossul bestätigt, wussten aber nicht zu sagen, ob al-Baghdadi dabei gewesen sei. Irakische Medien sprachen von den heftigsten Bombardements der letzten Wochen, die 70 Tote und Verletzte gefordert haben sollen.

"Vorbereitung für Offensive"

Die Verwundeten wurden in Krankenhäuser der irakisch-syrischen Grenzstadt al-Qaim gebracht. Die Präzision der Angriffe zeige, dass die Koalition über detaillierte Informationen zu IS-Basen in der Provinz Niniveh verfüge, erklärten Militärbeobachter. Sie gehen davon aus, dass die Luftangriffe die Vorbereitung für eine Militäroffensive der irakischen Armee und von kurdischen Peschmerga-Kämpfern waren, um die Gebiete im Umland von Mosul vollständig von der IS zu befreien.

Die Luftschläge der internationalen Koalition haben in den letzten Wochen die Bewegungsfreiheit der Jihadisten und ihre Kommunikationsmöglichkeiten bereits deutlich eingeschränkt. Irakische Truppen am Boden haben mit einigem Erfolg versucht, das von der IS kontrollierte Gebiet zu durchschneiden und einzelne Enklaven zu isolieren.

Zusätzliche US-Soldaten

Sie konnten in den vergangenen Tagen der IS auch in der Gegend der Raffinerie von Baji und in der strategisch wichtigen Provinz Anbar zurückdrängen. Im mehrheitlich sunnitischen Anbar wird derzeit noch darüber gestritten, ob auch schiitische Milizen in die "Nationalgarde" integriert werden sollen, die nach den Vorstellungen der USA und der irakischen Regierung künftig den Kampf gegen die Jihadisten führen soll.

Fest steht hingegen der Entscheid der US-Regierung, in den kommenden Wochen weitere 1500 Ausbilder und Militärberater ins Zweistromland zu entsenden. Der Schritt komme spät, aber er sei willkommen, sagte der irakische Premier Haidar al-Abadi am Wochenende. Damit beträgt das US-Kontingent insgesamt 3100 Mann. Geplant ist, vier oder fünf Trainingszentren verstreut über das Land einzurichten und zwölf irakische Brigaden, neun der nationalen Armee und drei der Peschmerga auszubilden. Die US-Soldaten sollen sich aber nicht an Kampfhandlungen beteiligen. (Astrid Frefel, DER STANDARD, 10.11.2014)