Selfmade-Milliardär Elon Musk hat bereits die Autobranche mit seinen Elektro-Sportwagen und die Raumfahrtindustrie mit billigen Raketen aufgemischt. Jetzt hat er Satelliten im Blick. Wie mit der Sache vertraute Personen berichten, will er kleinere, kostengünstigere Modelle entwickeln, die die Welt mit Internetzugang versorgen.

Der Gründer des Autobauers Tesla Motors arbeitet dabei laut den Insidern mit Greg Wyler zusammen, einem erfahrenen Manager in der Satellitenbranche, der früher für Google gearbeitet hat. Wyler hat das Unternehmen WorldVu Satellites gegründet, das sich einen großen Block an Frequenzen gesichert hat.

Musk und Wyler haben demnach bei Gesprächen mit anderen Managern die Idee geäußert, rund 700 Satelliten zu starten, die jeweils weniger als 115 Kilogramm wiegen sollen. Damit wären sie nur etwa halb so groß wie die derzeit kleinsten kommerziellen Satelliten. Die Anzahl wäre dagegen das Zehnfache der aktuell größten Flotte, der von Iridium Communications.

Solch ein Vorhaben stände jedoch vor hohen Herausforderungen - finanziell, technisch und behördlich. Branchenkenner schätzen, dass die Entwicklung des Projekts 1 Milliarde US-Dollar oder mehr kosten könnte. Die Sachkenner betonten, dass sich die Pläne von Musk und Wyler noch in einem frühen Stadium befänden. Auch habe Musk seine Beteiligung noch nicht zugesichert.

Die beiden Unternehmer denken über den Bau einer Fabrik zur Fertigung der Satelliten nach, berichten die Sachkenner. Erste Vorgespräche dazu sollen mit den Behörden der US-Bundesstaaten Florida und Colorado geführt worden sein. Neben Musk soll WorldVu auch nach weiteren Partnern in der Branche suchen, um mehr Erfahrung in das Projekt einzubringen.

Die Musk-Firma befindliche Space Exploration Technologies, kurz SpaceX, würde die Satelliten vermutlich starten, sagten die Informanten. Bisher sei aber keine Vereinbarung unterzeichnet worden. SpaceX hat in den vergangenen fünf Jahren bereits ein Dutzend Raketen des Typs Falcon 9 gestartet und plant bis zum Jahr 2018 zusätzlich mehr als vier Dutzend Raketenstarts. Im September hat das Unternehmen einen NASA-Auftrag über 2,6 Milliarden Dollar zur Entwicklung, Test und dem späteren Flug von Raumfähren erhalten, mit denen US-Astronauten transportiert werden sollen.

Der Bau einer Produktion und Tests für Satelliten ist ein langwieriger Prozess. Zudem müsse WorldVu die Nutzung der Frequenzen mit anderen Betreibern abklären. Eine weitere Herausforderung besteht in dem Timing: SpaceX könnte nicht vor Ende des Jahrzehnts über die Kapazitäten verfügen, Satelliten zu starten - doch dann könnte WorldVu die wichtigen Frequenzen verlieren.

Kostensenkungen im Mittelpunkt

Wyler hatte vor einiger Zeit das Satelliten-Start-up O3b Networks gegründet. Bei den ersten vier Satelliten hatte das Unternehmen noch mit technischen Problemen zu kämpfen, was wohl die Lebensdauer der Satelliten verkürzen dürfte. O3b deckt schon heute mit acht Satelliten Gebeite um den Äquator ab und will bis Ende des Jahres vier weitere in die Umlaufbahn bringen. Wyler hat das Unternehmen zwar mittlerweile verlassen, ist aber immer noch ein bedeutender Aktionär.

Wyler war mit einem ähnlichen Plan auch bei Google vorstellig geworden. Allerdings beendete er die Zusammenarbeit mit dem US-Internetgiganten, der in vielen Großprojekten abseits des klassischen Suchmaschinengeschäfts aktiv ist, etwa nach einem Jahr wieder. Zwei Sachkenner sagten, dass die Beziehung zwischen Google und Wyler unter anderem deswegen nicht funktionierte, da er nicht sicher gewesen sei, ob Google über ausreichend Wissen in der Produktion verfüge. Google wollte sich dazu nicht äußern.

Sowohl Musk als auch Wyler wollen vor allem die Kosten für Satelliten senken. WorldVu benötigt eine große Anzahl von Satelliten und könnte für einen neuen Hersteller, der kostengünstiger produzieren kann als die Rivalen, ein wichtiger Kunde werden. Musk hatte bereits in der Vergangenheit bei der Produktion von Raketen Erfolg, da er nicht nur das Design veränderte, sondern auch Triebwerke und andere Komponenten selbst produziert und nicht von anderen Firmen einkauft.

Sollten sich Wyler und Musk zur Produktion der Satelliten entscheiden, würden sie auf harten Wettbewerb von Herstellern kleinerer Satelliten stoßen. Dazu würden beispielsweise die Firmen Sierra Nevada oder Surrey Satellite Technolgoy gehören.

Pläne könnten auch für Tech-Riesen interessant sein

Derzeit bringt der kleinste Kommunikations-Satellit weniger als 226 Kilogramm auf die Waage und kostet mehrere Millionen US-Dollar. WorldVu setze darauf, die Produktionskosten kleinerer Satelliten auf unter 1 Millionen Dollar senken zu könne, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen.

In der Vergangenheit hatten hohe Kosten und geringe Nutzerzahlen die ambitionierten Pläne blockiert, Telefon- und Internetservices über Satelliten anzubieten. Iridium musste im Jahr 1998 neun Monate nach der Gründung bereits Insolvenz anmelden. Damals mussten Nutzer 3.000 Dollar für einen Telefonanschluss und bis zu 7 Dollar je Gesprächsminute zahlen. Der Rivale Globalstar hatte dann vier Jahren später Gläubigerschutz beantragt.

Musk und Wyler könnten für ihre Pläne auch andere Investoren finden, möglicherweise auch unter den großen US-Technologiekonzernen. Google und Facebook arbeiten daran, dass Internet in die entlegensten Gegenden der Welt zu bringen, beispielsweise durch Drohnen oder Ballons. (Rolfe Winkler/Andy Pasztor, wsj.de/derStandard.at, 9.11.2014)