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"Ich kann nicht mehr", soll der 89-jährige Präsident Italiens, Giorgio Napolitano (im Bild mit EZB-Präsident Mario Draghi), jüngst einem Freund anvertraut haben.

Foto: EPA/PAOLO GIANDOTTI

Giorgio Napolitano war im April 2013 für eine zweite Amtszeit gewählt worden - als erster Staatspräsident in der Geschichte der Republik Italien. Ein ungeschriebenes Gesetz hatte bis dahin besagt, dass die Staatsoberhäupter nicht mehr als eine einzige siebenjährige Amtsperiode absolvieren. Auch Napolitano wollte sich an diese Tradition halten - doch angesichts der politischen Lähmung nach dem Patt bei den Parlamentswahlen im Februar 2013 und der Unfähigkeit der Parteien, sich auf einen neuen Kandidaten zu einigen, gab der damals 87-jährige Napolitano dem Drängen der Parteiführer nach und willigte in eine zweite Amtszeit ein.

Nun ist "Re Giorgio" ("König Giorgio"), wie der angesehene Staatspräsident von vielen Italienern liebevoll-ironisch genannt wird, 89 Jahre alt, und die altersbedingten gesundheitlichen Probleme akzentuieren sich. "Ich kann nicht mehr", soll das greise Staatsoberhaupt laut der Zeitung "La Repubblica" in diesen Tagen einem langjährigen Weggefährten und Freund anvertraut haben. Laut dem Blatt wird Napolitano am 31. Dezember in seiner Jahresende-Ansprache an das Parlament den Rücktritt ankündigen und wahrscheinlich schon wenige Wochen später aus dem Amt scheiden.

Fischer in Rom

Die Berichte über den bevorstehenden Rücktritt erscheinen nicht nur wegen seiner Altersgebrechen plausibel. Napolitano hatte schon bei seiner Wiederwahl betont, dass er sich nur aus Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Land für eine zweite Amtszeit habe wählen lassen und er seinen Verbleib im Amt davon abhängig machen werde, wie ernsthaft Regierung und Parlament die überfälligen Reformen anpacken.

Österreichs Präsident Heinz Fischer könnte somit zu einem der letzten Staatsgäste werden, die Napolitano empfangen wird: Fischer trifft am Dienstag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Rom ein und wird bereits am ersten Tag im Quirinalspalast, dem Amtssitz des Präsidenten, seine Aufwartung machen. (Dominik Straub aus Rom, DER STANDARD, 10.11.2014)