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Mit viel Schauspiel versucht die Führung in Peking die Staaten des Asien-Pazifik-Raums für sich zu gewinnen.

Foto: EPA/NARENDRA SHRESTHA

Peking - China hält dieser Tage Hof im Pekinger Stadtbezirk Huairou. Die Großen der Welt machen zunächst einzeln der global zweitgrößten Volkswirtschaft ihre Aufwartung, um sich dann am 11. November zur Schlusskonferenz der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) zu versammeln. Alle Blicke werden sich dann auf den durch seine Wahlschlappe politisch geschwächten US-Präsidenten Barack Obama, auf Russlands wirtschaftlich angeschlagenen Staatslenker Wladimir Putin richten, auf Premierminister Shinzo Abe aus Japan oder Südkoreas Präsidentin Geun-hye. Europäer sind nicht dabei.

Es ist die Stunde Chinas und ein Triumph für den starken Mann Xi Jinping, der im November zwei Jahre als Präsident der Volksrepublik im Amt ist und der am Sonntag den Gipfel eröffnete. Für das Treffen der 21 Staatschefs und Regierungsvertreter aus dem Raum Asien-Pazifik wurde ein gigantischer Aufwand betrieben - der unterstreichen soll, in welcher Rolle China das vor 25 Jahre gegründete Bündnis und sich selbst sieht: Mit 2,8 Milliarden Menschen, die 57 Prozent der Wirtschaftsleistung und fast die Hälfte des Welthandels bestreiten, sei Asien-Pazifik die dynamischste und vielversprechendste geowirtschaftliche Region der Welt, "ein Anker der Weltstabilität", wie es Außenminister Wang Yi im Vorfeld formulierte. Angetrieben vom brummenden Motor Chinas, das die Hälfte des Wachstums in Asien beitrage.

Einigung für Fahrplan

Der nächste logische Schritt, den die Regierung in Peking daraus ableitet und um den es auf dem Apec-Gipfel geht: Ein Bündnis für einen einheitlichen Freihandelsraum der Region, um ein noch stärkerer Antriebsmotor der Weltwirtschaft zu werden. Bei Ministergesprächen am Wochenende gab es nach chinesischen Angaben eine Einigung für einen "Fahrplan" dafür. Die USA stehen dem Vorhaben gegenwärtig allerdings zurückhaltend gegenüber, weil sie bereits mit elf Staaten der Region über eine Transpazifische Partnerschaft (TPP) verhandeln.

Um die Märkte im Raum Asien-Pazifik besser an den Rest der Welt anzubinden, hat China 40 Milliarden Dollar (32,28 Mrd. Euro) für einen Fonds zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten versprochen. Ziel des sogenannten Seidenstraßen-Fonds soll es sein, "den Flaschenhals in den Verbindungen in Asien zu beenden", wie Präsident Xi bei einem Treffen in Peking mit den Präsidenten von Bangladesch, Kambodscha, Laos, der Mongolei, Myanmar, Pakistan und Tadschikistan am Samstag sagte. Der chinesische Staats- und Parteichef verfolgt seit einem Jahr seine Idee einer "neuen Seidenstraße" auf dem Landweg durch Zentralasien nach Europa sowie auf dem Seeweg von China durch die Straße von Malakka, den Indischen Ozean, den Suez-Kanal bis ins Mittelmeer.

Dem Ziel, einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu schaffen, dient auch die Ende Oktober vereinbarte Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) mit Sitz in Peking, für die China 50 Milliarden US-Dollar Startkapital bereitstellen will.

Annäherung zweier Rivalen

Infolge der westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise sieht sich auch Russland gezwungen, näher an China zu rücken. Präsident Putin kam bereits am Sonntag zu Gesprächen mit Xi Jinping zusammen. Zusätzlich zu einem bereits vereinbarten Gasgeschäft über 38 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, das im Mai vereinbart wurde, will Russland an China weitere Lieferungen von voraussichtlich 30 Mrd. Kubikmeter pro Jahr liefern. Der Vertrag von Mai hat für die 30-jährige Laufzeit einen Umfang von 400 Milliarden Dollar (321 Mrd. Euro). Eine entsprechende Absichtserklärung wurde unterzeichnet.

Auch russische Banken und Energiekonzerne suchen ihr Heil vermehrt in Asien. Die staatliche russische Vnesheconombank (VEB) will laut Wirtschaftsministerium noch heuer eine Filiale in Hongkong eröffnen. Zudem seien Gasprom, Lukoil und Rosneft an einer Börsennotiz in Hongkong interessiert.

Putin plant bilaterale Treffen mit seinen Kollegen aus Chile, Indonesien, Malaysia und der Chefin des Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, aber nicht mit US-Präsident Barack Obama, der am Montag ankommt. (erl, red, DER STANDARD, 10.11.2014)