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Menschen sammelten sich nahe des Anschlagsortes.

Foto: AP Photo/Adamu Adamu)

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Quelle: APA

Abuja - Ein blutiger Bombenanschlag auf eine Schule im Norden Nigerias hat am Montag Polizeiangaben zufolge mindestens 47 Menschen in den Tod gerissen. Bei den Opfern handelt es sich vor allem um Jugendliche. Weitere 79 Menschen seien verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter am Morgen während des Morgenappells auf dem Schulhof eines Internats in die Luft sprengte, hieß es.

Der Sprengsatz detonierte nach Angaben von Lehrern während des Morgenappells einer weiterführenden Schule in Potiskum vor Beginn des Unterrichts. Der als Schüler verkleidete Attentäter habe sich auf dem Schulhof unter die Menge gemischt, berichtete eine Lehrerin, die bei dem Anschlag leicht verletzt wurde. Die Bombe war offenbar in einer Tasche versteckt. Es gebe mehrere Schwerverletzte, so dass die Zahl der Toten vermutlich steigen werde, sagte ein anderer Lehrer.

Machtanspruch

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat, jedoch trägt es die deutliche Handschrift der radikalislamischen Boko Haram. Die Gruppe, deren Name übersetzt soviel bedeutet wie "westliche Erziehung ist Sünde", greift immer wieder Schulen und andere Bildungseinrichtungen an. Erst am 3. November waren mindestens 29 Menschen bei der Explosion eines Sprengsatzes ebenfalls in Potiskum umgekommen. Im April entführten Mitglieder in dem Ort Chibok rund 200 Schülerinnen, von denen bis heute jede Spur fehlt.

In einem am Sonntag veröffentlichten Video untermauerten die Extremisten ihren Machtanspruch in Nigeria und wiesen eine Waffenruhe mit der Staatsführung erneut zurück. "Wir haben hier ein Kalifat errichtet", verkündete der klar zu erkennende Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in dem 44-minütigen Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Es wurde offenbar im Norden des Landes gedreht und zeigt islamistische Kämpfer mit schweren Waffen und Militärfahrzeugen sowie Menschen, die ihnen zujubeln.

"Die Leichen der Schüler liegen in Blutlachen auf dem Boden", zitierte die Zeitung "Premium Times" einen Zeugen. Die naturwissenschaftliche Schule "Potiskum Senior Science Secondary School" ist ein Bubeninternat im Zentrum von Potiskum. Zahlreiche Eltern seien nach dem Anschlag auch zu anderen Schulen geeilt, um ihre Kinder abzuholen. "Alle Schulen der Stadt sind geschlossen worden", berichtete die Zeitung "Punch" unter Berufung auf einen Nachbarn. Überall seien weinende Väter und Mütter zu hören.

Im selben Ort war vergangene Woche während einer religiösen Prozession in der Nähe einer schiitischen Schule eine Bombe explodiert; dabei kamen 30 Menschen ums Leben. Bei den Opfern handelte es sich um Mitglieder der Islamischen Bruderschaft von Nigeria.

Die Boko Haram will im Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten. Seit 2009 bekämpft sie die Regierung in Abuja und verübt immer wieder Anschläge vor allem auf Christen und Polizeieinrichtungen. Dabei sind bereits Tausende Menschen ums Leben gekommen. Die Gruppe kontrolliert weite Teile im Nordosten des größten Ölproduzenten Afrikas. Anschlagsziele sind bevorzugt Schulen, aus denen sie auch immer wieder Schüler entführt hat. Bei einer der spektakulärsten Aktionen hatte die Gruppe im April 200 Mädchen aus einer Schule in der Stadt Chibok im Nordosten des Lands verschleppt. Deren Schicksal ist weiter ungewiss. Mitte Oktober hatten sich Regierung und Boko Haram nach Militärangaben auf einen Waffenstillstand und die Freilassung der Mädchen geeinigt. Der Waffenstillstand wurde aber immer wieder gebrochen. Die Mädchen sind noch nicht frei. (APA, 10.11.2014)