Viele Krebspatienten verlieren infolge ihrer Erkrankung und Therapie an Gewicht.

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Sind Krebspatienten magelernährt, so führt das zu einer Beeinträchtigung der analgetischen Wirksamkeit von Opioid-Pflastern, die Schmerzintensität nimmt zu. Das zeigt eine japanische Studie, wie die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) aus Anlass der 14. Österreichischen Schmerzwochen berichtet.

Therapie anpassen

"Schmerzen gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Tumorerkrankung. Gleichzeitig verlieren viele Krebspatienten schon wegen der Grunderkrankung, aber auch als Folge von Chemo- oder Strahlentherapien, wegen Übelkeit und Appetitverlust rasch an Gewicht und rutschen in einen Zustand der Mangelernährung", sagt Waltraud Stromer, diplomierte Schmerztherapeutin und Vorstandsmitglied der ÖSG.

Man müsse diesem Problem auch im Rahmen der Schmerzbehandlung mehr Aufmerksamkeit schenken - das würden die Daten zeigen. "Wenn nötig muss die transdermale Therapie entsprechend der geringeren Wirksamkeit angepasst werden", sagt Stromer.

Transdermale Systeme, also "Opioidpflaster", haben sich in der Behandlung chronischer Schmerzen als zuverlässig und sicher erwiesen - zum Einsatz kommen Matrix- beziehungsweise Depotsysteme, die Fentanyl oder Buprenorphin abgeben. Ein Vorteil der Pflaster, der nicht zuletzt bei Krebspatienten zum Tragen kommen kann: Die Wirkstoffaufnahme ist unabhängig von Nahrungsmittel- und Flüssigkeitsaufnahme, Schluckbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen.

Höhere Schmerzintensität

In die retrospektiv durchgeführte Studie nahmen Takahashi Hiroaki und seine Kollegen vom Universitätskrankenhaus Iwate 92 stationäre Krebspatienten auf, die gegen ihre Schmerzen nach einer Umstellung von Oxycodon mit einem Fentanyl-Matrixpflaster behandelt wurden.

Es zeigte sich, dass die Schmerzintensität bei den Patienten mit schlechtem Ernährungszustand signifikant höher war als in der Vergleichsgruppe mit normalem Ernährungszustand. Mangelernährung führt, so die Schlussfolgerung, zu einem schlechteren Ergebnis beim transdermalen Schmerzmanagement bei diesen Patienten.

"Das bestätigt in der Tendenz eine frühere Studie aus Helsinki, die zeigte, dass die Plasmakonzentration von Fentanyl 48 bzw. 72 Stunden nach der transdermalen Applikation bei kachektischen Tumorpatienten signifikant niedriger war als bei normalgewichtigen", so Stromer.

Es sei daher sinnvoll, den Einsatz transdermaler Opioid-Systeme bei dieser speziellen Untergruppe von Tumorpatienten differenzierter zu betrachten. "Zur Verbesserung der analgetischen Wirksamkeit bei Mangelernährung kann ein früherer Pflasterwechsel notwendig und hilfreich sein, und zwar bei Fentanyl nach 48 Stunden und bei Buprenorphin nach 72 Stunden", so die Expertin. (red, derStandard.at, 10.11.2014)