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Als "Zeitenwende in der Content-Strategie des ORF" bezeichnet Onlinechef Thomas Prantner die vor fünf Jahren gestartete Videoplattform TVthek. Anlässlich des Jubiläums wurde in einer Pressekonferenz Bilanz gezogen sowie ein Ausblick in die Zukunft gewagt. "Es ist wichtig, auf nonlineare Dienste zu setzen, weil das Publikumsverhalten sich ändern wird", unterstrich ORF-Chef Alexander Wrabetz.

Am 16. November 2009 ging die ORF-TVthek mit rund 70 Sendungen als Video-on-Demand (VoD) sowie 20 Livestreams an den Start, heute sind es jeweils mehr als 200. Die voranschreitende Konvergenz habe es notwendig gemacht, "strategisch sinnvoll Videoinhalte anzubieten", betonte Generaldirektor Wrabetz am Montag. Trotz einer damals aufgrund der Krise schwierigen Situation sei man "nach vorne gegangen": "Die Möglichkeiten und Notwendigkeit von Bewegtbildangeboten im Netz steigen", was er auch als "Chance für unser Publikum" bezeichnete.

"online first" bzw. "online only"

Wobei man sich keineswegs auf dem derzeitigen Portfolio ausruhen werde: So sind ein Ausbau der Archive, u.a. mit Schwerpunkten zu den Bundesländern, 70 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg und 60 Jahre Staatsvertrag, sowie eine Personalisierung via "MyTVthek" geplant. Auch Inhalte, die "online first" bzw. "online only" zu Verfügung stehen sollen, werden laut Prantner im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten angedacht - etwa Langfassungen von Interviews.

Erstmalig wird die TVthek ab Dezember als App für eine Spielekonsole (Xbox One) verfügbar sein, wie Michael Götzhaber, Technischer Direktor des ORF, ankündigte. Im kommenden Jahr sollen die Sendungen der Videoplattform zudem in HD abrufbar sein.

Grundsätzlich sollen mit der TVthek auch jene bedient werde, "die sich nicht mehr so oft vor dem Fernsehgerät im Wohnzimmer einfinden", wie Wrabetz erläuterte. Er glaube weiterhin an die Zukunft des linearen Fernsehens. "Das wird auch in den nächsten fünf Jahren die dominante Nutzungsform sein. Wir müssen aber mit beiden Beinen, also auch nonlinear, spielen können." Seit einem Jahr wird die Videoplattform vermarktet, wobei die Werbeerlöse dem ORF-Chef zufolge bei "einigen hunderttausend Euro" liegen.

Die TVthek verbucht laut ÖWA Plus im Monat mehr als eine Mio. User (zweites Quartal 2014), was einer Reichweite von 16,9 Prozent unter den heimischen Internetnutzern entspricht. Im laufenden Jahr verzeichnete man durchschnittlich 19 Mio. Videoabrufe pro Monat. Das Ranking der meistgesehenen Sendungen führt das diesjährige Song Contest-Finale vor dem "ZiB 2"-Interview mit Frank Stronach an.

VoD-Plattform Flimmit

Das kommende Jahr bringt für den ORF aber auch abseits der TVthek Neuerungen am Bewegtbildsektor: So soll die VoD-Plattform Flimmit starten, die laut Wrabetz im Kern "ein Mix aus Abo- und Einzelbezahlangeboten" sein werde. Diesbezüglich befinde man sich auch in Gesprächen mit deutschen Anbietern über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit. Weiter vorangeschritten ist hingegen die geplante Kooperation mit den Medien des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ): Noch im ersten Halbjahr soll laut Prantner die "Vermarktungs- und Contentkooperation" starten. Derzeit laufen "letzte rechtliche Abklärungen", danach sei noch die Zustimmung des ORF-Stiftungsrates notwendig. (APA, 10.11. 2014)