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Die rund 33.000 österreichischen Milchbauern haben in den letzten Jahren stark investiert.
Mit den – noch sanften – Preissenkungsrunden bei Milch im österreichischen Handel beginnt bei den heimischen Bauern die Angst umzugehen. "Es besteht die Befürchtung, dass da ein langes, tiefes Preistal eingeleitet wird, aus dem wir nicht herauskommen", sagt Adolf Marksteiner, Milch-Experte bei der Landwirtschaftskammer.
Zwei Entwicklungen spielen zusammen, die die Preise möglicherweise langfristig nach unten treiben:
Da ist einmal der Wegfall Russlands als Abnehmer von Milch und vor allem Käse wegen der im August eingeleiteten Wirtschaftssanktionen. Weiters bereitete sich die heimische Milchwirtschaft mit umfangreichen Produktionsausweitungen auf den Fall der EU-Milchquotenregelung im Frühjahr 2015 vor.
"Das war der Traum vom freien Markt", kommentiert Marksteiner. Die Milch- und Molkereiwirtschaft habe in den letzten zehn Jahren umfangreiche Investitionen getätigt, um für den Weltmarkt produzieren zu können. Dafür wurden sogar Strafzahlungen, die immer noch im Rahmen des EU-Milchregimes eingehoben werden, in Kauf genommen: Bauern, die mehr als die ihnen zugestandene Quote abliefern, müssen 28 Euro je 100 Kilo Überschussmilch zahlen.
Erwartet wird, dass im letzten Jahr der Milchquote von den Bauern eine Überschussabgabe von 50 Millionen Euro gezahlt werden muss. "Das ist schon Ironie", sagt Marksteiner. Bei einem Milchpreis von 33 Cent blieben da nur mehr geschätzte sechs Cent übrig. Zu wenig, weshalb Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch, nach einer Milchsteuerungsgruppe ruft und der ÖVP-Bauernbund jede "Schleuderaktion" des Handels bei der Bundeswettbewerbsbehörde angezeigt werden soll.
Schleuderaktionen
Bauernbunddirektor Johannes Abentung weist darauf hin, dass rund die Hälfte der Molkereiprodukte exportiert werden. Ein Umleiten der für Russland vorgesehenen Ware, beispielsweise nach China (einem weiteren Hoffnungsmarkt), ist jedoch nicht so einfach. Während die Russen vor allem Käse abnahmen, sind die Chinesen vor allem Importeure von Milchpulver . Darauf aber ist die heimische Molkereiwirtschaft nicht eingestellt.
Supermarktketten wie Hofer beobachten die Situation jedenfalls mit Argusaugen. Vor allem im Deutschland, mittlerweile aber auch in Österreich, wurden vor ein, zwei Wochen Preissenkungsrunden in der Höhe von rund zehn Prozent eingeleitet. Für die Ketten ist Milch traditionell ein Umsatzbringer, weshalb rund um Milch gerne Billigaktionen getätigt werden. (Johanna Ruzicka, derStandard.at, 10.11.2014)