Wien - David Alaba, vorerst, also bis zu seinem Comeback, die Letzte: Teamchef Marcel Koller hat trotz des Ausfalls des Ausnahmefußballers "keine Bauchschmerzen". Da es das verletzte und bereits operierte Knie des Bayern-Legionärs in der Vorwoche als Topmeldung in die Weltnachrichten geschafft hat, sagte der Schweizer am Montag noch einmal abschließend: "Schade, dass er nicht dabei ist. Verletzungen passieren im Fußball. Aber wir haben einen guten Kader und Spieler, die das auffangen können. Entscheidend ist immer die Mannschaft, nicht ein Einzelner." Und er beruhigte die Nation mit dem Hinweis auf das 1:0 gegen Montenegro. "Wir haben eine hervorragende Leistung als Team geboten. Da war David ein Teil davon. Wir müssen das System sicher nicht umstellen."
Die österreichische Nationalmannschaft hat sich in Wien zu einem längeren Lehrgang eingefunden. Der Stundenplan ist prall gefüllt, die Abschlussprüfung findet am Samstag im Happel-Stadion statt. Das Thema lautet: EM-Qualifikation gegen Russland. Drei Tage später kann rein theoretisch gefeiert werden. Gemeinsam mit Brasilien. Da zum Spitzensport auch Verdrängung gehört, sagte Außenverteidiger Florian Klein. "Wir befassen uns ausschließlich mit Russland. Wann geht es gegen Brasilien? Wer ist eigentlich Neymar?"
Verantwortung
Auch der Stuttgart-Legionär, der in der deutschen Bundesliga momentan Letzter ist ("Das ist zu diesem Zeitpunkt nicht entscheidend, ich bin nicht am Boden zerstört"), sieht Alabas Fehlen gelassen. "Jeder hat gegen Montenegro Verantwortung übernommen, und das wird auch gegen Russland so sein. Zu einem Erfolg gehört mehr als ein Spieler, das werden wir beweisen."
Die russische Mannschaft ist indes in Bad Tatzmannsdorf eingetroffen. Teamchef Fabio Capello ist spätestens nach dem mageren 1:1 gegen die Republik Moldau nicht unumstritten. Koller lehnt es aber ab, sich den Kopf des Italieners zu zerbrechen. "Er ist ein alter Hase und Drucksituationen gewöhnt." Zudem werde Capello nie und nimmer so naiv sein, "uns jetzt zu unterschätzen. Er hat uns genau analysiert und weiß, dass in Österreich nicht alles Alaba ist."
Koller hat nicht vor, die Frage, warum Russland praktisch keinen Legionär in einer der europäischen Topligen stellt, zu beantworten. " Ich kenne die russische Mentalität zu wenig. Keine Ahnung, warum sie sich nicht in den Topligen durchsetzen. Vielleicht verdienen sie daheim genug."
Unruheherde
Nach ausführlichen Videostudien hat Koller festgestellt, und das interessiert ihn sehr, "dass sie in der Offensive schnelle und technisch starke Leute haben". Artem Dsjuba, Alexander Kerschakow, Alexander Kokorin und Alexander Samedow seien potenzielle Unruheherde.
Bei allem Respekt heißt das Unterrichtsfach in der Vorbereitung aber "Österreich. Das Augenmerk ist ganz auf uns selbst gerichtet. Wir wollen bei den Einheiten das Selbstvertrauen weiter steigern, an unserer Philosophie, an unseren Ideen feilen. Aber natürlich wird auch auf Russland genau eingegangen. Die Spieler müssen wissen, was sie erwartet."
Marko Arnautovic hat sich das Handgelenk gebrochen, er saß am Sonntag beim 2:1-Auswärtssieg von Stoke City gegen Tottenham mit einer Spezialmanschette auf der Bank. "Wir werden genau beobachten, wie er sich auf dem Trainingsplatz bewegt." Martin Hinteregger plagen muskuläre Probleme. Koller geht davon aus, "dass es sich ausgeht".
Der 28-jährige Florian Klein sagte noch, dass die Stimmung traditionell hervorragend sei. "Wir sind fokussiert. Über Neymar wird nicht gesprochen." (Christian Hackl, DER STANDARD, 11.10.2014)