St. Pölten / Wien - Jener 14-jährige Jugendliche, der möglicherweise ein Sprengstoffattentat geplant haben könnte, wurde am Dienstag enthaftet. Am Vormittag hatte eine Haftprüfung stattgefunden. Andrea Humer, Vizepräsidentin des Landesgerichtes St. Pölten, sagte zu derStandard.at, die Enthaftung erfolge "unter Auflagen" wie etwa der Aufrechterhaltung der Bewährungshilfe und "gegen engmaschige Weisungen" nach "Durchführung einer Sozialnetzkonferenz".

"Die getroffenen Maßnahmen, insbesondere der weitere Schulbesuch mit Betreuung" sind laut dem Landesgericht "zur Deradikalisierung des Jugendlichen besser geeignet als die Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft", hieß es weiter. Es sei geplant, durch einen Sachverständigen die Reife des 14-Jährigen zu prüfen. Die Bewährungshilfe sei aufgefordert worden, regelmäßig zu berichten.

Außerdem müsse der Verdächtige seinen Reisepass abgeben und sich regelmäßig bei der zuständigen Polizeiinspektion melden, teilte Michaela Obenaus, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, mit. "Von der Staatsanwaltschaft wird geprüft, ob wir Haftbeschwerde gegen die Entscheidung einlegen", sagte Obenaus. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

Mit Westbahnhof als Anschlagsziel auseinandergesetzt

Gegen den Schüler wird seit Anfang Oktober ermittelt. Zuvor war die zunehmende Radikalisierung des Burschen durch Aussagen und Verhaltensweisen aufgefallen. Am Nachmittag des 28. Oktober wurde der 14-Jährige in St. Pölten festgenommen. Er soll sich unter anderem im Internet kundig gemacht haben, wie man unkonventionelle Sprengvorrichtungen bauen könne. Selbige hätte er in größeren Menschenmengen zünden wollen, teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich mit. Diesbezüglich hatte sich der Beschuldigte auch mit dem Westbahnhof in Wien auseinandergesetzt.

Am Tag nach der Festnahme gab das Landesgericht St. Pölten dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verhängung der U-Haft statt. Es bestehe "Verdunklungs-, Tatbegehungs- bzw. Tatausführungs- und Fluchtgefahr", hieß es damals in einer Aussendung. Der Jugendliche sei "dringend verdächtig, sich an einer terroristischen Vereinigung beteiligt zu haben". Die Ermittler rechneten mit wochenlangen Erhebungen.

Soll Ausreise nach Syrien angedacht haben

Laut früheren Ermittlerangaben soll der 14-Jährige nicht an ein Selbstmordattentat gedacht haben. Der in der niederösterreichischen Landeshauptstadt wohnhafte Jugendliche soll auch vorgehabt haben, nach Syrien auszureisen und sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen. Das habe er auch offen geäußert, hieß es. Der Tatverdächtige ist ein seit zumindest acht Jahren in Österreich lebender türkischer Staatsbürger. (APA/spri, derStandard.at, 11.11.2014)