Kabul - Vier Jahre nach dem Skandal um die afghanische Kabul-Bank sind der Ex-Vorstandschef und der frühere Geschäftsführer in einem erneuten Verfahren zu je 15 Jahren Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht in Kabul verhängte am Dienstag außerdem eine Geldstrafe von 237 Mio. Dollar (189,8 Mio. Euro) gegen Bankgründer Scher Khan Farnood.

Ex-Geschäftsführer Khalil Ferosi muss dem Urteil zufolge 137 Mio. Dollar (109,7 Mio. Euro) bezahlen. Beide wurden in dem im Fernsehen übertragenen Prozess der Unterschlagung für schuldig befunden. Sie können vor dem Verfassungsgericht in Berufung gehen.

Das Gericht ordnete außerdem an, dass der Besitz von zwei mächtigen Anteilseignern beschlagnahmt wird, bis sie ihre Schulden an die Bank zurückgezahlt haben. Bei ihnen handelt es sich um Mahmud Karsai, den Bruder von Ex-Präsident Hamid Karsai, und Hasin Fahim, den Bruder von Ex-Vizepräsident Kasim Fahim. Der neue afghanische Staatspräsident Aschraf Ghani hatte die Wiedereröffnung des Kabul-Bank-Verfahrens nach seiner Amtsübernahme von Karsai Ende September angeordnet.

Farnood und Ferosi waren bereits im März vergangenen Jahres von einem Sondergericht zu je fünf Jahren Haft und zu einer Geldstrafe von 287 Millionen beziehungsweise 530 Mio. Dollar verurteilt worden. Sie wurden zwar nach dem Zusammenbruch der Bank vor vier Jahren offiziell unter Hausarrest gestellt, kamen aber nie ins Gefängnis. Grund war ein Präsidentendekret, das denjenigen Straffreiheit versprach, die verschwundene Gelder zurückzahlten. Unklar ist allerdings, ob Farnood und Ferosi Teile ihrer Geldstrafe jemals bezahlt haben.

Der Skandal hatte die größte Privatbank Afghanistans und das Finanzsystem des Landes 2010 an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Nach einem Untersuchungsbericht hatte die Kabul-Bank unsaubere Kredite über 935 Mio. Dollar vor allem an einflussreiche Anteilseigner und Mitarbeiter der Bank vergeben. Die Bank wurde in Folge des Skandals unter Aufsicht der Zentralbank gestellt und in Neue Kabul-Bank umbenannt. Nach offiziellen Angaben konnte ein Drittel der verschwundenen Gelder sichergestellt werden. (APA, 11.11.2014)