"Das perfekte Dinner" wird auf Vox serviert.

Foto: Screenshot/vox.at

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen aus dem Freundes- und Kollegenkreis wochentags "Das perfekte Dinner" ab 19 Uhr auf Vox schauen. Wahrscheinlich all jene, die die Dialoge bei "How I Met Your Mother" oder "Two And A Half Men" schon auswendig mitbeten können. Eine noch erstaunlichere Menge von Freunden schaut gar nicht mehr Fernsehen, sondern holt sich die viereckigen Augen und Albträume mit dem Klappcomputer auf den Oberschenkeln. Knapp zehn Stunden brutale Operationsszenen in der von Steven Soderbergh gemachten Krankenhaus-Serie "The Knick", die dort draußen im Internet wohnt, gelten derzeit als schick. Sie schlagen sich aber aufs Gemüt.

Der ältere Mensch will aber manchmal halt doch noch Feel-good-Fernsehen wie bei Mutti - und hier ist "Das perfekte Dinner" erste Wahl. Diese Woche gastiert man bei der deutschen Minderheit in Namibia. Während einer Dreiviertelstunde sah man dort mit Ausnahme einer deutsch-portugiesischen Namibierin und einem schwarzafrikanischen Fahrer ausschließlich blonde Menschen, der ersten bis fünften Generation.

Es wird reinste deutsche Schriftsprache gesprochen. Auf den Teller kommt Warzenschweinbraten mit Semmelknödeln. In die Sauce wird ein Eimer Rahm gekippt. Es gibt auch Blätterteig aus dem 120 Kilometer entfernten Supermarkt. Kein Wunder, dass hier Heino gern tourt.

Jeder kennt in der deutschen Community jeden (in Namibia wohnen 22.000 Deutsche), drei der Kandidaten sind entfernt verwandt. Deutsche heiraten Deutsche. Man kann in Namibia also von einer völlig gescheiterten Integrationspolitik sprechen. Tolle Sendung. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 12.11.2014)