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Weiß-blau ist bald out, die neue Wiener S-Bahn ist rot.

APA/ÖBB/SCHACHERHOFER

Wien - Bis die ersten neuen S-Bahn-Garnituren der ÖBB auf Schiene sind, dauert es noch 13 Monate. ÖBB und Siemens gewährten nun Einblick in die Nahverkehrszüge. Auch ein Name ist kreiert: In Anlehnung an den Schnellzug Railjet heißen die 101 Desiro-Elektrotriebfahrzeuge "Cityjet" . Mit ihnen will die ÖBB "neue Maßstäbe im Komfort" setzen, erklärte ÖBB-Holding-Chef Christian Kern anlässlich der Besichtigung im Siemens-Werk in Krefeld, der auch Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) beiwohnte.

Ab Dezember 2015 werden pro Monat fünf Züge ausgeliefert. 31 dreiteilige Niederflur-Züge mit je 244 Sitzplätzen sind für den S-Bahn-Betrieb im Großraum Wien bestimmt. 35 Garnituren mit je 259 Sitzen werden in Niederösterreich fahren, 18 in der Steiermark und 17 in Oberösterreich. Kosten: 590 Millionen Euro, "eine Investition, die die ÖBB braucht und die zurückverdient wird", wie Kern versichert. Bis 2020 wird weiteres Rollmaterial angeschafft (Stichwort Intercity-Flotte), inklusive neun Railjets um 150 Mio. Euro geht es um rund eine Milliarde.

Bayern fahren billiger

Beim Zurückverdienen hilft der Staat seiner Bundesbahn tatkräftig. Im Vertrag über Gemeinwirtschaftliche Leistungen (GWL) bis 2019 wird der Einsatz neuen Wagenmaterials extra abgegolten. Dort hakt ÖBB-Konkurrent Westbahn ein. Um bessere Leistungen für weniger Geld zu bekommen, sollte der GWL-Vertrag ab 2020 ausgeschrieben statt freihändig (Direktvergabe) an die ÖBB vergeben werden, appelliert Westbahn-Chef Erich Forster.

Bayern schreibe seit 1996 aus und bekomme für 966 Millionen Euro pro Jahr 117,4 Zugkilometer Fahrleistung. In Österreich bestellen Bund und Länder rund 80 Mio. Zugkilometer (großteils bei ÖBB), was 765 Mio. Euro koste, die mit 70 Mio. Euro an Investitionszuschüssen sowie Zahlungen aus dem Familienlastenausgleichsfonds (für Schüler- und Lehrlingsfahrten) und (nicht im Detail ausgewiesenen) Zahlungen an die Verkehrsverbünde aufgefettet wird. "Bayern bekommt um 45 Prozent mehr Zugkilometer ums gleiche Geld", rechnet Westbahn-Chef Forster vor. Verkehrs- und Finanzministerium könnten über Ausschreibungen 300 Mio. Euro für die Steuerzahler sichern - ohne Leistungseinschränkung.

Westbahn fährt nach München

Ob der Appell in Zeiten von Budgetlöchern gehört wird, ist offen. Im Koalitionspakt hat sich die SPÖ jedenfalls die Möglichkeit der Direktvergabe an die ÖBB gesichert, was Verkehrsminister Stöger jüngst auch bekräftigte.

Westbahn, die 2015 bei 50 Mio Euro Umsatz ergebnismäßig (Ebit) zumindest die Schwarze Null erreichen will, vergrößert inzwischen ihren Aktionsradius. Sie kooperiert mit Meridian in Bayern und bietet ab Winterfahrplan täglich 15 Verbindungen Wien-München (und retour) an. Abfahrt ist um zwei Minuten früher (Minute 38 statt 40), dafür wartet in Salzburg am selben Bahnsteig der Meridian-Zug nach München, der wiederum über Anschlüsse nach Kufstein, Lindau, Augsburg, Ingolstadt und Regensburg verfügt. Mit Bayern-Ticket fahren Kinder (bis 15 Jahre) gratis und Erwachsene um 23,90 Euro. (ung, DER STANDARD, 12.11.2014)