In den österreichischen Akutspitälern scheinen die Dekubitus-Prophylaxe und die Versorgung von chronischen Wunden durch Spezialisten gut zu sein. Doch in der Medizin außerhalb der Krankenhäuser gibt es sprichwörtlich "wunde Punkte", warnen Experten. Warum erläutert der auf Wundversorgung spezialisierte Diplomkrankenpfleger Peter Kurz: "Wir sprechen von rund drei Prozent der Bevölkerung, die Wunden haben, die mehr als sechs Wochen lang nicht abheilen oder bei denen die Situation unverändert bleibt."

Vieles davon, zum Beispiel Druckgeschwüre durch Liegen (Dekubitus), ließe sich verhindern, doch im Fall des Falles könne optimales Wundmanagement Schmerzen, Komplikationen und Kosten sparen helfen.

An sich hat sich in Österreich die Situation bei den Dekubitus-Geschwüren im Spital deutlich gebessert. 1998 betrug das Risiko von Patienten, in einem Akutkrankenhaus einen Dekubitus zu entwickeln, noch zwischen neun und 17 Prozent, im Langzeit-Pflegebereich zwischen elf und 25 Prozent. "2009 lag das Risiko im Akutspital bei 4,5 Prozent, im Langzeitbereich bei 5,7 und bei häuslicher Pflege zwischen sechs und zwölf Prozent."

Ausbildung von Ärzten

Während in der neuen Ausbildungsordnung für die Ärzte ein verpflichtendes Modul für Wundversorgung vorgesehen sein wird und die Österreichische Ärztekammer bei Absolvierung einer entsprechenden Ausbildung Zertifikate vergibt, existieren vor allem außerhalb der Krankenhäuser offenbar erhebliche Defizite. Laut Kurz bestehen bei den einzelnen österreichischen Krankenkassen massive Unterschiede, was an Materialien zur Wundversorgung erstattet wird.

Auch die Versorgung von bettlägerigen Patienten mit Dekubitus-Matratzen ist laut den Experten unterschiedlich geregelt. So würden Dekubitus-Patienten in Wien binnen ein, zwei Tagen mit den notwendigen Matratzen versorgt, in Niederösterreich sei das ganz anders.

Weiters wird die Wundversorgung als Kassentarifposition für Fachärzte und Allgemeinmediziner nicht oder nur mangelhaft "abgebildet". Das Ergebnis: Engagieren sich niedergelassene Ärzte in diesem Bereich, bedeutet das für sie ein Verlustgeschäft. Ein Problem stellt auch die Betreuung Hochbetagter durch 24-Stunden-Hilfen dar. Sie weisen häufig keine Krankenpflegequalifikationen auf. An sich ist vorgesehen, dass mit der Gesundheitsreform vorgesehene Primärversorgungszentren auch die Wundversorgung übernehmen sollten. Doch diese Zentren wird es wohl vor allem in Ballungszentren geben, wo an sich schon eine hohe Versorgungsdichte vorhanden ist. (APA, derStandard.at, 12.11.2014)