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Für ein Experiment wurden Studenten und Professoren an der renommierten Harvard University ohne ihr Wissen von Überwachungskameras fotografiert.

Ein nun bekannt gewordener Vorfall hat an der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard für einige Aufregung gesorgt. Denn die Bildungsanstalt hat Kameras in Hörsälen installiert, ohne Professoren und Studenten in Kenntnis zu setzen.

Ein Foto pro Minute

Diese schossen jede Minute ein Foto. Die Bilder wurden laut dem stellvertretenden Universitätsvorstehenden Peter Bol für einen Versuch benötigt und per Computersoftware automatisch analysiert, um herauszufinden wie viele Studenten sich jeweils im Hörsaal aufhielten. Anschließend wurden die Aufnahmen vernichtet.

Universität rechtfertigt sich

Dass man die Gefilmten nicht über dieses Experiment in Kenntnis gesetzt habe, hatte laut Bol den Grund, dass man exakte Daten sammeln wollte. Er betont, dass man weder die Arbeit der Lehrkräfte analysiert, noch das Verhalten einzelner Studierender auf diesem Wege nachverfolgt hätte. Den Professoren wurden die ausgewerteten Zahlen im Anschluss an die Präsentation der Ergebnisse zur Verfügung gestellt, schreibt der Boston Globe.

Kritik

Auf diese Untersuchung gab es Seitens der Lehrenden und Studenten kritische Reaktionen, dazu publizierte der Globe einen Leitartikel, in dem zu Respekt gegenüber der Privatsphäre von Universitätsangehörigen aufgerufen wurde.

Kritiker fühlten sich an ein Experiment von Facebook erinnert, in dem das Social Network den Newsfeed von Nutzern manipulierte, um ihre Reaktion auf die vermehrte Anzeige von positiven bzw. negativen Nachrichten ihrer Freunde zu beobachten. Datenschützer hatten dieses Vorgehen heftig kritisiert. Facebook änderte nachträglich seine AGB, ähnliche Versuche sind trotzdem in Zukunft nicht ausgeschlossen.

Neues Prozedere

Auch in Harvard hat man mittlerweile reagiert. Ideen zu derartigen Versuchen mit bzw. an Studenten sollen künftig nicht nur dem Forschungsbeirat der Universität vorgelegt werden, sondern auch dem Vizedekan. Dazu wird nun auch jeder möglicherweise betroffene Student darüber informiert, dass ein von ihm besuchter Kurs Teil des Experiments war. (gpi, derStandard.at, 12.11.2014)