Bis 2020 sollte das Budget des tertiären Bildungssektors bei insgesamt zwei Prozent des BIP liegen. Wie ernst dieses Ziel genommen wird, zeigt sich auch am Schicksal des Instituts für Höhere Studien (IHS). Dessen Budget macht nur 0,2 bis 0,3 Prozent des Universitätsbudgets aus, aber vielleicht ist das schon zu viel für dieses Land und eine Stadt Wien, die aber trotzdem gern auf Straßenschildern mit ihren 1,7 Millionen Gehirnen prahlt.

Rücktritt des Direktors

Der Direktor des IHS ist vor Kurzem zurückgetreten. Auslöser war ein Mangel an Budget, der in erheblichem Umfang auf einen Beschluss des Wiener Gemeinderats zurückgeht. Der hatte im Jahr 2009 beschlossen das IHS nur mehr bis 2015 zu subventionieren. Bis dahin stellt man dem Institut ein baufälliges Haus zur Verfügung, das der Gemeinde im 6. Bezirk gehört.

Nun stellt sich die Frage: was sind Stadt und Land die Gehirne des Instituts wert? An den Gehirnen liegt es nicht, dass sich diese Frage stellt. Denn das IHS ist gerade in jüngster Zeit durch große Erfolge aufgefallen. Zum Beispiel im Jahr 2011, als Absolventen des damaligen Jahrgangs der Abteilung Ökonomie von amerikanischen Top Universitäten wie Yale, UCLA, Northwestern University und der englischen London School of Economics angeworben wurden. Die Universitäten wussten, dass diese Absolventen des IHS hunderten anderen Bewerbern vorzuziehen waren.

Wer soll das IHS retten?

Alexander Van der Bellen fordert nun – als Wissenschaftsbeauftragter der Stadt Wien – auf seiner Homepage eine Rettung des IHS und sieht hier die Verantwortung sowohl bei Reinhold Mitterlehner als auch bei der Gemeinde Wien und der Arbeiterkammer. Geteilte Verantwortung – oder nur doppeltes politisches Desinteresse?

Zu letzterem Schluss kam ein kürzlich im STANDARD erschienener Kommentar, der die Probleme des IHS aber auch darin sah, dass "dem Institut ein Teil seiner Kernaufgabe abhanden kam und von den Universitäten übernommen wurde, nämlich die akademische Aus- und Weiterbildung auf Postgraduate-Niveau."

Ich denke es ist höchste Zeit zu erkennen, dass es im tertiären Bildungssektor um Qualität geht. In dieser Hinsicht ist dem IHS nichts von seiner Kernkompetenz abhanden gekommen. Ich kenne das IHS und kann beurteilen wie stark das Institut im Bereich der akademischen ökonomischen Forschung und Ausbildung ist.

Ich kenne auch das Massachusetts Institute of Technology (MIT) von innen, das keineswegs nur auf "Technology" fokussiert ist, sondern auch im Bereich der ökonomischen Forschung international absolut führend ist. Daher finde ich es seltsam, dass man sich in Österreich im Bereich der Naturwissenschaften bemüht, mit dem Institute of Science and Technology (IST Austria) eine Spitzenforschungsinstitution zu schaffen, zugleich aber die Stärken des IHS übersieht. Wer IST sagt, muss auch IHS sagen. IST ohne IHS ist eben nicht MIT. (Alex Stomper, derStandard.at, 12.11.2014)