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Die Illustration zeigt Philae kurz nach der Trennung von Rosetta. Kurz nach 17 Uhr kam das erlösende Signal von der Landung.

Illu.: AP Photo/ESA, ATG Medialab

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Jubel und Gratulationen im Missionskontrollzentrum in Darmstadt nach der erfolgten Abtrennung von Philae.

Foto: APA/EPA/J. MAI/ESA

Wien/Darmstadt – Die Erleicherung war wohl mindestens so groß wie die Entfernung zwischen der Sonde Rosetta und der Erde, umfasste also sicher mehr als 500 Millionen Kilometer. Wissenschafter der Europäischen Weltraumagentur (ESA) fielen einander in die Arme, strahlten, gaben freudestrahlend erste Interviews. Die Arbeit von zwei Jahrzehnten hatte einen ersten spektakulären Erfolg zu verzeichnen.

Die Landung von Philae, dem eisschrankgroßen, von Rosetta mitgeführten Labor, war am Mittwoch nach Plan um 16.35 Uhr geglückt, sieben Stunden nachdem Philae von der Sonde abgekoppelt worden war. 28 lange Minuten später erreichte das Signal die Erde: Der Lander hatte auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko aufgesetzt, mittlerweile besser als "Tschuri" bekannt.

Schwierige Landung geglückt

Der Landeplatz war erst vor kurzem Agilkia getauft worden - nach jener ägyptischen Insel, wo heute der Isis-Tempel von Philae steht. Eine Fläche von einem Quadratkilometer reichte, um den Lander trotz aller möglichen Richtungsschwankungen aufsetzen lassen zu können. Das ist angesichts der steinigen Oberfläche des Kometen ein gar nicht so leichtes Unterfangen.

Der Jubel war groß, aber danach folgte wieder das große Warten. Wann kommen die ersten Bilder von der Kometenoberfläche nach der Landung? Wie merkte diesbezüglich ein Poster auf derStandard.at fordernd an? "Was nicht fotografiert wird, ist auch nicht passiert."

Nach 20 Uhr trat ESA-Generalsekretär Jean-Jacques Dordain auf die Bühne: "Wir sind gelandet, Philae hat die Landung überstanden." Kurze Pause für einen Witz: "Und wir sind auf dem richtigen Kometen gelandet." Philae-Landungsleiter Stephan Ulamec wurde etwas genauer: Man empfange Daten und könne mit der Forschungsarbeit beginnen. Philae konnte sich aber mit den dafür vorgesehenen Harpunen nicht in der Oberfläche von "Tschuri" verankern. Dem Missionsteam bereiteten außerdem Schwankungen in der Signalstärke Sorgen. Steht Philae nicht stabil?

Anfänge des Sonnensystems

Der Erforschung der Anfänge des Sonnensystems, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand, sollte dennoch nichts im Wege stehen. Wissenschafter wissen: Kometen enthalten unveränderte Materie aus dieser Zeit - sie gelten daher als Boten der Vergangenheit. Jetzt gilt es, diese Bausteine zu finden und zu analysieren. Rosetta und Philae haben gemeinsam etwa 20 Instrumente an Bord, um den Kometen unter die Lupe zu nehmen. Mit an Bord der Mission sind auch österreichische Technologien. Die Forscher erhoffen sich auch Hinweise auf die Entstehung des Lebens: Kometen enthalten große Mengen an Wasser. Das könnte der Grund dafür sein, dass aus der ursprünglichen Erde mit Lava-Oberfläche der heutige Planet Erde wurde.

Der Komet, der mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist, ähnelt in seiner Form einer Plastikente. Untersuchungen während der Mission haben bereits ergeben, dass der eisige, staubige Brocken übel riecht - zum Beispiel wegen Schwefelwasserstoffs nach faulen Eiern.

Mission dauert bis 2015

Rosetta legte in den vergangenen zehn Jahren rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurück. Die Sonde war mit Philae an Bord am 2. März 2004 mit einer Ariane-5-Rakete von der Weltraumstation Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Die Mission soll bis Ende 2015 dauern und wird von Experten mit der ersten bemannten Mondlandung 1969 verglichen - ähnlich revolutionär sei der Ansatz, wenngleich ganz im Gegensatz zur Apollo-11-Mission nicht politisch, sondern ausschließlich wissenschaftlich motiviert.

"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit", sagte Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond, im Jahr 1969. In Anlehnung an dieses legendäre Zitat sagte ESA-Generaldirektor Dordain kurz nach der Landebestätigung: "Das ist ein großer Schritt für die Raumfahrt." Und hielt in Anbetracht der sehr langen Vorbereitungszeit, die in diesem europäischen Großprojekt steckt, fest: "Das größte Problem am Erfolg ist, dass er einfach aussieht."

So einfach werden aber wohl auch die nächsten Tage nicht sein. Es gilt abzuwarten, wie sich Philae auf dem Kometen halten kann. Und was die ersten Datenanalysen zeigen. Donnerstag, 14 Uhr, will die ESA die Öffentlichkeit wieder informieren - über die nächsten Schritte bei der Erforschung des Kometen. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 13.11.2014)