Washington - Sollte es nicht gelingen, mit dem Iran bis 24. November eine Einigung im Atomstreit zu finden, würden die Chancen, später zu einem Abkommen zu gelangen, "dramatisch" schwinden. Diese Einschätzung vertrat der auf den Nahen Osten spezialisierte Berater von US-Präsident Barack Obama, Philip Gordon, vor Vertretern der jüdischen Gemeinschaft in den USA.

Gordon erklärte am Dienstag bei der Generalversammlung der Jewish Federations of North America in Washington nach Angaben der Zeitung "Haaretz", bei den laufenden Verhandlungen mit dem Iran gebe es noch immer grundlegende Differenzen. "Sie (die Iraner) wollen einige Dinge behalten, die wir ihnen einfach nicht zugestehen können", so der Obama-Berater. Es sei jedoch nicht unmöglich, diese Differenzen zu überbrücken. Jetzt konzentriere man sich darauf, die Dinge bis 24. November zu erledigen. Alles danach würde die Chancen auf einen Deal "dramatisch reduzieren".

Gordon betonte, die USA hätten prinzipiell Verständnis für Israels Forderung nach einem vollständigen Abbau des iranischen Atomprogramms. Dies sei jedoch unrealistisch. Hätten die USA verlangt, dass der Iran alle seine Zentrifugen verschrottet, wären die Iraner wahrscheinlich vom Verhandlungstisch aufgestanden, hätten die Urananreicherung wieder auf 20 Prozent erhöht, hätten noch mehr Zentrifugen installiert und würden noch intensiver an der Atombombenentwicklung arbeiten.

Den USA wären in diesem Fall nur "schlechte Optionen" geblieben, so Gorden. "Wir hätten unsere Militärmacht einsetzen müssen - mit allen erdenklichen Konsequenzen - und hätten das Atomprogramm nur verzögern können". Dagegen hofften die USA mit vermehrten Inspektionen, dem Abbau eines Plutonium-Reaktors und einer substanziellen Reduzierung der Uran-Anreicherungskapazität die Zeit, die der Iran zum Bau einer Atombombe brauchen würde ("breakout time"), auf ein Jahr erweitern zu können. Damit hätten die USA mehr Zeit, dies zu stoppen. (APA, 12.11.2014)