Auf Ursula Stenzel folgt Markus Figl: Im Alten Rathaus in der Inneren Stadt wurde der Generationenwechsel vollzogen. Nicht überall tauscht die VP langgediente Bezirksvorsteher aus.

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Ursula Stenzel ist seit 2005 VP-Bezirksvorsteherin in der Inneren Stadt.

Markus Figl geht als VP-Spitzenkandidat in die Bezirksvertretungswahlen 2015.

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Wien - Wiens VP-Landesparteichef Manfred Juraczka äußerte Verständnis, dass Ursula Stenzel, die langjährige Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt, nicht persönlich bei ihrer Abwahl anwesend sein wollte. Wie berichtet hatte sich der VP-Bezirksvorstand am Dienstag zu 100 Prozent dafür entschieden, Markus Figl statt Stenzel zum Spitzenkandidaten für die Bezirksvertretungswahl 2015 zu küren. "Wir haben das davor mit Stenzel besprochen", sagte Juraczka dem STANDARD. "Ihr war bewusst, was Gegenstand der Sitzung sein wird."

Die von Juraczka als "Generationenwechsel" titulierte Entscheidung dürfte Stenzel (69) aber kalt erwischt haben. Auch am Mittwoch war die ehemalige EU-Abgeordnete, die seit 2005 streitbare City-Chefin ist, nicht zu sprechen. "Dass Stenzel der Abschied nicht leichtfällt, verstehe ich", sagte Juraczka. Er hatte - wie auch Figl - in den vergangenen Jahren einige Sträuße mit Stenzel ausgefochten und bezeichnete das Verhältnis als "sportlich".

Zukunft von Stenzel noch unklar

Unklar ist, ob Stenzel bei der Wahl mit einer eigenen Namensliste antritt oder sich in die politische Pension verabschiedet. Bis zuletzt hatte sie mit einer Kandidatur gerechnet. Stenzel hatte 2010 für die VP im Bezirk 37,95 Prozent geholt, allerdings 5,37 Prozentpunkte im Vergleich zu 2005 verloren.

"Mit Markus Figl wird die Erneuerung und Verjüngung in der Wiener VP vorangetrieben", sagte Juraczka. Als Beweise dafür gelten auch Veronika Mickel-Göttfert, 36-jährige Bezirksvorsteherin in der Josefstadt, sowie die 43-jährige Silke Kobald, Bezirksvorsteherin in Hietzing. Kompromisslos zieht Juraczka die Vorsätze allerdings nicht durch.

Tiller dienstältester Bezirkschef in Wien

Adi Tiller, der Döbling seit 1978 vorsteht, ist mit 75 Jahren der dienstälteste und längstdienende Bezirkschef Wiens. Er wurde vergangene Woche erneut als VP-Spitzenkandidat nominiert. "Ich mache das weiterhin sehr gerne", sagt Tiller, der ganz auf seinen Bekanntheitsgrad und auf seine Arbeitsweise im Heurigenbezirk vertraut. "2010 habe ich im Bezirk mit 1798 Vorzugsstimmen um sechs mehr bekommen als Renate Brauner in ganz Wien."

Auch Homole vor Spitzenkandidatur

Die Sitzung des Parteivorstands in Währing tagt am Montag. Dort erwartet Karl Homole, seit 1990 schwarzer Bezirksvorsteher und nur zwei Jahre jünger als Tiller, seine erneute Nominierung zum Spitzenkandidaten. "Ich bin guter Dinge", sagt Homole. Laut Juraczka würden die Chancen sehr gut stehen.

Ob Markus Figl (40) Stenzel auch als Bezirksvorsteher nachfolgt, entscheidet sich bei der Wahl. Sein Ziel ist klar, er will an Stimmen dazugewinnen, sagt er dem Standard. Dabei könnten gerade in der Inneren Stadt die Neos zur Konkurrenz für die VP werden. Bei der Nationalratswahl 2013 kamen sie auf 15,6 Prozent. Die VP hingegen büßte mehr als acht Prozent ein. Mit den Neos messen will sich der Großneffe von Leopold Figl aber nicht: "Sie sind noch nicht im Bezirksparlament vertreten, wir aber machen seit Jahren Politik. Unser Angebot ist ein Generationenwechsel. Da werden viele sagen: Da tut sich was, da gibt es neue Leute."

Anrainerparkplätze ausweiten

Als erste Maßnahme will Figl die Anrainerparkplätze im Bezirk ausweiten. Noch ortet er aber auch "Problemzonen", etwa das Bermudadreieck, wo Interessen von Lokalbetreibern und Anrainern aufeinanderprallen. Für ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum, das Stenzel gefordert hatte, plädiert Figl aber nicht: "Ich bin nicht der Typ, der sagt, wir bestrafen alles." Mehr Druck in Richtung Stadtregierung will er bei der Umgestaltung des Schwedenplatzes machen. Der Zugang zum Donaukanal soll erleichtert werden. Von Rot-Grün zeigt er sich enttäuscht: "Der Dr.-Karl-Lueger-Ring wurde umbenannt; das ist schade, wenn es mehr Ideologie gibt als tatsächliche Reformen." (David Krutzler Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 13.11.2014)