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Foto: AP Photo/ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team

Der britische Fernsehsender BBC hat die Oberfläche des Kometen "Tschuri" mit einem Schrottplatz verglichen: allerorten Ecken und Kanten, wo man sich anstoßen und verletzen kann. Dazwischen gibt es schon Plätze, wo man eine Landung unbeschadet überstehen könnte, aber die muss man auch wirklich treffen. Ob die Wissenschafter der Europäischen Weltraumagentur (ESA) ein solches Manöver mit Philae, dem Lander der Raumsonde Rosetta, schaffen würden, bliebe abzuwarten.

Aber selbst ohne derartige Moderationen war die an Wissenschaft interessierte Öffentlichkeit - und nicht nur diese - am Mittwoch nur mit einer Frage beschäftigt: Wird Philae landen oder wird kurz vor dem Aufsetzen noch ein Malheur passieren? 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, wie "Tschuri" korrekterweise nach seinen Entdeckern heißt, erreichte Kultstatus. Dazu haben Wissenschafter beigetragen, die den riesigen Klumpen aus Eis und Staub, der etwa zehn Milliarden Tonnen wiegt, als "Gummiente" bezeichneten - mit einem großen Bauch, einer dünneren, halsartigen Stelle und einem kopfartigen Teil obendrauf.

Ein Badespielzeug, das allerdings recht übel riecht: Seit die Sonde Rosetta um den Kometen ihre Bahnen dreht, analysieren Wissenschafter seine Gashülle und fanden eine Mischung aus Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Formaldehyd, ein beißender Mix aus Pferde-Urin und faulen Eiern. Dort würden auch die größten Weltraumabenteurer mit Sicherheit nicht landen wollen.

Auf der Social-Media-Plattform Twitter tauchte zuletzt auch noch eine Tonspur auf, auf der Geräusche von "Tschuri" zu hören waren. Schwingungen, die durch die Sonde bereits aufgenommen werden konnten und ein wenig an die Gesänge von Walen erinnern. Und zuletzt haben die Redakteure des Magazins "New Scientist" offenbar in der hauseigenen Gemüselade gekramt - und eine Ingwerwurzel gefunden, die "Tschuri" täuschend ähnlich sieht. Das daraufhin auf Twitter gepostete Bild wurde vielfach geteilt, #spaceveg wurde wenige Stunden später schon als Hashtag des Tages bezeichnet.

Vermutlich wird es bald tatsächlich "Tschuri"-Gummienten geben. Dann wird der Komet ewig in Erinnerung der Öffentlichkeit bleiben, egal wie viel man dann tatsächlich über die Grundbausteine des Universums, die in Kometen vermutet werden, herausfinden wird. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 13. 11. 2014)