Neun Prozent aller österreichischen Sechsjährigen gelten als krankhaft übergewichtig. Tendenz steigend.

Salzburg – Rund jedes fünfte Kind in Österreich bringt bei Schuleintritt zu viel Gewicht auf die Waage. Neun Prozent aller Sechsjährigen gelten sogar als krankhaft übergewichtig, Tendenz steigend. In Salzburg soll nun das Vorsorgeprojekt "SALTO" dazu beitragen, dass mehr Kinder bewegt, gesund und ohne Übergewicht aufwachsen.

"Übergewicht bei Kindern ist kein kosmetisches Problem, sondern ein Problem, das epidemische Ausmaße angenommen hat", sagt der medizinische Leiter des Projekts, Daniel Weghuber. Der Babyspeck wachse sich in der Regel auch nicht aus: Aus den meisten übergewichtigen Kleinkindern werden übergewichtige Jugendliche und Erwachsene. "Mit 'SALTO' wollen wir erreichen, dass Salzburg das erste Bundesland ist, das den Kampf gegen Übergewicht aufnimmt."

Bei Erwachsenen ansetzen

Mit jedem teilnehmenden Kindergarten sollen individuell passende Bewegungs- und Ernährungsangebote erarbeitet werden, in enger Zusammenarbeit mit den Eltern und den Kindergartenpädagoginnen. Auch wenn die Kinder die Adressaten des Projekts seien, "bei den Maßnahmen muss bei den Erwachsenen angesetzt werden", betont die Sportwissenschaftlerin Susanne Ring-Dimitriou, die das Projekt leitet.

Mit den Kindergartenpädagoginnen soll vor Ort abgeklärt werden, was die Schwierigkeiten sind. In einem nächsten Schritt werden gemeinsam im Team Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Die Pädagoginnen sollen durch Workshops, Coaching, Musterübungen und Veranstaltungsvorschläge dabei unterstützt werden, Bewegung zu einem fixen Bestandteil eines jeden Kindergartentags zu machen.

Von Eltern für Eltern

Begleitend soll ein sogenanntes Eltern-Peer-Programm eingerichtet werden. Eltern, die sich engagieren wollen, sollen als Ansprechpartner für andere Eltern dienen. Regelmäßige Elternabende an den teilnehmenden Kindergärten sollen die gemeinsame Projektkoordination erleichtern. Der niederschwellige Zugang von Eltern sei besonders für Familien mit Migrationshintergrund wichtig, erläutert Ring-Dimitriou.

3.500 Kinder will der medizinische Leiter Weghuber in den ersten drei Jahren des Projekts erreichen. Sein Ziel sei es, die Häufigkeit von Übergewichtig bei Kindern bis sechs Jahre um zehn Prozent zu verringern. Gleichzeitig sollen die Sitzzeiten der Kinder reduziert, die motorischen Fähigkeiten verbessert und das Wassertrinken sowie Gemüse- und Obstessen forciert werden, ergänzt Ring-Dimitriou.

Die Kindergärten müssen mindestens drei Jahre an "SALTO" teilnehmen und werden wissenschaftlich begleitet, um die Ergebnisse zu evaluieren. Finanziert wird das Projekt über private Sponsoren sowie von Stadt und Land Salzburg. Für die Kindergärten ist die Teilnahme kostenlos. (Stefanie Ruep, derStandard.at, 13.11.2014)