Die mutmaßlich mühevolle Aufgabe der Kapitalsuche hat Ahmed Adel noch vor sich. Der studierte Maschinenbauer hat aber einen anderen Meilenstein geschafft. Er konnte dieser Tage seine Unterschrift unter ein Schriftstück setzen, das einem an der Technischen Universität in Wien ausgetüftelten Prototyp eines Parabolrinnen-Sonnenkollektors den Weg in die ägyptische Wüste ebnen soll. Dabei handelt es sich um einen Kooperationsvertrag zwischen dem ägyptischen Bildungsministerium, der TU Wien und Adels Start-up Solabolic.

Was Solabolics Errungenschaft für Ägypten so interessant macht, erklärt der 32-jährige Start-up-Gründer so: Schon vor gut hundert Jahren entstand in Maadi ein Vorläufer der sogenannten CSP-Technologie (Concentrated Solar Power, Anm.). Das erste Solarkraftwerk der Welt wurde damit 1912 in Ägypten aufgebaut. Laut Adel kein Zufall: "Dass die Wissenschafter und Ingenieure damals diesen Standort auserkoren haben, hat mit der Stärke der Sonneneinstrahlung zu tun, aber auch damit, dass die Luft klar ist." Damit braucht man kein direktes Sonnenlicht, und die Solarzellen liefern sogar im Winter Energie.

Vom Labor in die Wüste

An der TU Wien wurde die Technologie rund um Parabolrinnen-Kollektoren weiterentwickelt. Derzeit wird im Zuge einer Diplomarbeit der zweite Prototyp gebaut. Das Spezielle an dieser Art von Kollektoren: Sie konzentrieren Sonnenlicht durch Reflexion entlang einer konkav geformten Rinne auf eine Brennlinie, womit Wärme oder Strom erzeugt wird. Bisherige Bauweisen ermöglichten eine maximale Breite von rund 7,5 Metern und beschränkten damit die Kosteneffizienz. Die von Solabolic patentierte Bauweise erlaubt eine Verdoppelung der Breite. Niedrigere Material-, Herstellungs- und Energiekosten sind die Folge.

Das Interesse von ägyptischer Seite liegt aber nicht nur an kostengünstigerer Produktion, sagt Adel. Das Problem der Industrie sei derzeit, dass die Solarkollektoren Hightech-Fertigungsprozesse erfordern, die in dieser Region gar nicht existieren. Die Kollektoren müssen in den USA oder in Europa bestellt werden. Mit der Wiener Technologie könne man ohne diese hochtechnologischen Produktionsprozesse auskommen, sagt Adel. Ein gutes Argument für die politischen Entscheidungsträger, weil man die Arbeitskräfte vor Ort einsetzen könne. Doch so weit ist die Sache ohnedies noch nicht gediehen. Jetzt werden mithilfe der ägyptischen Behörde Partner aus den Bereichen Industrie und Wissenschaft gesucht. Die Solarkollektoren, die man dann in einer Pilotanlage testen will, sollen an Ort und Stelle konstruiert werden.

Businessplan und Co

Geldsorgen hat Adel derzeit noch nicht. Nicht nur seine persönlichen Ersparnisse, sondern auch die finanzielle Unterstützung des universitären Business-Inkubators Inits verschaffen ihm ausreichend Luft. Dass er sich mittlerweile mit vielen Fremdwörtern vertraut gemacht hat, verdankt Adel ebenfalls der Fördereinrichtung. "Als ich bei Inits meine Technologie präsentierte, hatte ich keinen blassen Schimmer, was ein Businessplan ist, wie man Kunden den Nutzen vermittelt und wer das alles bezahlen wird." Auch das Geschäftskonzept fiel laut Adel nicht vom Himmel. "Wir liefern Technologie und Planung, das können wir jetzt schon. Verdienen werden wir durch Lizenzgebühren."

Bis es dazu kommt, muss die Technologie aber erst unter Live-Bedingungen getestet werden. Mittlerweile ist das Start-up in der Gründungsphase. 18 Monate dauert die Inkubationszeit. 30.000 Euro und Geschäftsberatung sind in dieser Zeit inkludiert. "Leicht war die geschäftliche Seite nicht. In dieser Phase werden viele Projekte ausgesiebt, nicht weil sie schlecht sind, sondern weil vielen Technikern diese Hürden zu hoch sind", sagt der Jungunternehmer. Solche schwierige Zeiten erwartet er noch einige – etwa wenn eine Kapitalgesellschaft gegründet wird oder Investoren zu suchen sind. Unterkriegen lassen will Adel sich aber nicht: "Wenn man an eine Idee glaubt, muss man da durch." (Regina Bruckner, DER STANDARD, 14.11.2014)