Motorsport-Fanatiker Otmar Schatzl erfreut andere mit Mini-Rennbahnen, nimmt aber selbst gern in Originalboliden Platz.

Foto: Schatzl

Im Angebot sind auch diese Formel-3-Flitzer von Renault.

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Wer es nicht ganz so rasant angehen will, wechselt auf die Bahn.

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Linz - Rechtzeitig vor den Kurven runter vom Gas, dann mit leichtem Drift durch die Kurve, Vollstoff auf der Geraden. Bitte, was gestern noch im Kinderzimmer tadellos funktionierte, kann heute doch nicht zum Problem werden. Doch die Carrera-freien Rennjahre sind nicht spurlos am Autor dieser Zeilen vorübergezogen. Den Daumen zu fest und zu lang am Drücker: Das Ende des Grenzbereichs auf der Carrera-Bahn kommt dank der Magnete spät, aber in der Steilwandkurve umso plötzlicher.

Mehr Gefühl, bitte!

"Eigentlich ein typischer Frauen-Fahrfehler", bekundet Otmar Schatzl trocken, während er den verunfallten Audi R8 TDI wieder auf die schwarzen Plastikschienen setzt. Er wolle jetzt nicht "irgendwelche Klischees" bedienen - "Nein, so bin ich nicht". Aber die jahrelange Erfahrung habe eben gezeigt, dass Frauen schlechtere Autorennbahn-Fahrerinnen seien: "Gerade in den Kurven fehlt das Gefühl. Eine Daumenhaltung für die ganze Strecke - das ist der Fehler."

Gut, über Otmar Schatzls Haltung gegenüber der Weiblichkeit im Rennstall ließe sich jetzt sicher diskutieren. Unbestritten ist aber die Rennbahnerfahrung des Oberösterreichers. Mit seinem Unternehmen "Motorsport and more" garantiert der 47-Jährige Rennfieber für die ganze Familie. Ob nun im originalen Formel-3000-Wagen von Mark Webber oder im Formel Renault auf einer Rennstrecke nahe Sopron, am mobilen Formel 1-Simulator oder eben an der Carrera-Bahn.

Meeting im Rennanzug

Ob nun für den Kindergeburtstag, als Beschäftigungstherapie für verregnete Wochenenden oder einfach zum Vatertag: Otmar Schatzl ist der perfekte Familien-Rennleiter. Der buchbare Slotcar-Spaß ist mittlerweile ein echter Renner in dem kleinen Unternehmen mit Sitz in Marchtrenk geworden. Die Mini-Boliden glühen aber nicht nur im Wohnzimmer. "Gebucht werde ich vor allem auch von großen Firmen. Lancia Österreich, Renault, Porsche - selbst Pappas junior ist auf meiner Bahn schon gefahren", erzählt Schatzl.

Doch was bei Autofirmen noch fast logisch erscheint, verwundert bei anderen Unternehmen: "Ich werde immer öfter auch von Firmen und internationalen Konzernen gebucht. Zwischen Meeting und Telefonkonferenz entspannen die Manager dann an der Rennbahn. Die sind richtig glücklich, dass sie für einen Augenblick auf die Schlips-Dynastie pfeifen können."

Für rund 600 Euro packt Schatzl seine gut 120 Meter Schienen, 15 Autos und "sonstiges Rennzubehör" ein und steht einen ganzen Tag zur Verfügung. "Den kompletten Aufbau, Zeitnehmung, Rennauswertung und ein Motto: Viel Action auf wenig Platz" verspricht der gelernte Maschinenbauingenieur.

Rennfeeling hausgemacht

"Gib Gummi" zwischen Couch und Muttis Porzellan heißt es übrigens seit dem Jahr 1963. Hermann Neuhierl, Besitzer der Fürther Spielzeugfabrik JNF, fand damals in den USA Gefallen an spurgebundenen Autorennbahnen und setzte die Idee in Deutschland um. 1967 folgte mit der Carrera 124 das erste System im Maßstab 1:24. In den 70er- und 80er-Jahren wurden historische Rennwagenmodelle in den Rennstall aufgenommen. Nach einer Finanzkrise wurde Carrera Ende der 90er-Jahre von der österreichischen Stadlbauer-Unternehmensgruppe übernommen. (Markus Rohrhofer, derStandard.at, 14.11.2014)