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Marko Arnautovic, dem Kritiker egal sind, sagt: "Ich bin einer, der das Team gerne mitreißt."

Foto: APA/Jäger

Wien - Marko Arnautovic kann großartig gelangweilt sein. Der ÖFB hat ihn am Donnerstag um zwölf Uhr gemeinsam mit Mittelstürmer Marc Janko zur Pressekonferenz geschickt, der Fußball ist ein Spiel von Angebot und Nachfrage. Da saßen sie also im Medienzentrum des Happel-Stadions. Fragen an Arnautovic müssen vorsichtig formuliert sein, er verdreht mitunter die Augen, sitzt nicht einfach nur da. Der Sessel wird bewegt. Arnautovic hat den "Warum gerade ich?"-Blick aufgesetzt, der spontan in ein "Macht weiter, ich habe anderes zu tun" mutieren kann. Aber dann sagt der 25-Jährige schöne Sachen.

Aufgrund eines gebrochenen Handgelenks (das linke) ist er die "Spezialmanschette der Nation". Jedenfalls ist er überzeugt, am Samstag in der EM-Qualifikation gegen Russland spielen zu können. "Die Hand behindert mich nicht, nur ohne Verband habe ich Schmerzen." Auf Nachfrage schilderte er den Unfallhergang: Mittwoch, 5. November, Training Stoke City, Zweikampf mit dem langen Peter Crouch. "Ich decke den Ball geschickt ab, er will ihn wegschießen, trifft voll meine Hand."

Die Manschette muss übrigens vom Schiedsrichter bewilligt werden, im konkreten Fall urteilt der Engländer Martin Atkinson, einer der Besten in der Premier League. "Bewilligt er es nicht, nehme ich halt nur ein Tape. Ich kenne ihn nicht. Ich kenne keinen Schiedsrichter auf der ganzen Welt."

Pressekonferenz mit Marko Arnautovic: "Bis zum letzten Tropfen"
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Beim 1:0 gegen Montenegro hat Arnautovic bis zu seiner Hüftverletzung eine Stunde lang ein großartiges Länderspiel abgeliefert. Ob ihm die guten Kritiken getaugt haben, schließlich war er in der Vergangenheit nicht ganz unumstritten? "Das interessiert mich wenig. Ich schaue nur, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann. Ich bin einer, der das Team gerne mitreißt, und stehe bis zum letzten Tropfen hinter allen." Das Fehlen von Spezi David Alaba sei natürlich bedauerlich. "Es ist nicht so, dass ich sage, ich bin der Hauptmann, weil David nicht da ist. Wir übernehmen alle Verantwortung. Die Spieler gehen überragend miteinander um."

Bei Stoke ist Arnautovic momentan Reservist, er hat in der laufenden Saison kein Tor erzielt. Im Nationalteam (38 Einsätze) wartet er übrigens seit 20 Partien auf den achten Treffer. "Mir egal, ob ich ein Tor schieße oder auflege. Hauptsache, die Leistung stimmt." Die unbefriedigende Situation im Klub werde sich auch wieder ändern, er, Arnautovic, könne in Trainer Mark Hughes halt nicht reinschauen. "Wie soll ich wissen, was er vorhat?"

Die rund 25-minütige Veranstaltung wurde vom 31-jährigen Janko mit dem Wort "Mahlzeit" eröffnet. Arnautovic ließ gerne seinen Nachbarn reden, fügte mitunter ein souveränes "Stimmt" hinzu. Janko: "Jeder ist fokussiert und positiv angespannt, wir sind ein verschworener Haufen. Auch bei den Fans ist eine Euphorie da. Wir sind in der Lage, eine gewisse Konstanz zu zeigen. Die Entwicklung im taktischen Bereich ist in der Ära Marcel Koller nicht von der Hand zu weisen." Arnautovic: "Stimmt, alles gesagt."

Arnautovic in Slow Motion.
Loman Lu

Die Russen wurden auf Videos studiert, kleinere Schwächen waren zu sehen. Janko. "Die bleiben intern." Arnautovic: "Ich kenne Russland nicht, was sind schon Videos." Er, Janko, werde Österreich nicht als Favoriten bezeichnen. "Wir haben noch nichts erreicht." Arnautovic lehnte die Frage nach der Chancenverteilung strikt ab. "Wieso sollen wir Favorit sein? Die Russen können sagen, wir waren bei der WM, und ihr wart auf Urlaub." Und was ist mit dem Test am Dienstag gegen Brasilien? "Frage gestrichen."

Arnautovic schnappt ein Stück Gugelhupf, geht wunderbar ab. "Am Samstag sind die einen traurig, die anderen froh." (Christian Hackl, DER STANDARD, 14.11.2014)