Österreichs Industrie im internationalen Vergleich.

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Die Autoproduktion wie jene im Werk von Magna Steyr in Graz-Thondorf sorgt dafür, dass die Industrie in Österreich unterm Strich erfolgreicher ist als in anderen Ländern

Foto: APA/ASTON MARTIN

Wien - Maue Produktion, stagnierende Aufträge, triste Aussichten und drohender Jobabbau: Das düstere Bild der Industrie, das sie erst jüngst von sich malte, hellt sich unter dem Blick der Arbeiterkammer deutlich auf. Diese hat beim Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche eine Studie in Auftrag gegeben, die den österreichischen Unternehmen im europäischen Vergleich ein weit besseres Zeugnis ausstellt.

Während der Anteil der Sachgüterindustrie am Bruttoinlandsprodukt in anderen Ländern teils stark gesunken ist, konnte sich Österreich mit 18 Prozent relativ stabil im oberen Drittel einreihen. In Großbritannien etwa brach dieser Anteil seit 1995 von 21 auf zwölf Prozent ein, Deutschland hält mit 22 Prozent einen der höchsten.

Von Spezialisierung profitiert

Gute Dynamik im EU-Vergleich weist Österreich vor allem in den Branchen Metall und Maschinen, elektrische Ausrüstung, Fahrzeuge und Chemie auf. Sie haben vor allem von Spezialisierung profitiert. Die Studie macht zudem eine positive Strukturverschiebung zu technologieintensiven Bereichen aus.

Doch angesichts wachsender internationaler Verflechtung: Wie viel Österreich steckt tatsächlich in industriellen Exporten? Zumal der Anteil an ausländischer Wertschöpfung am Export durch mehr importierte Vorleistung von 1995 bis 2011 von unter 30 auf mehr als 40 Prozent stieg. 35 Prozent des BIP entfallen mittlerweile auf Erfolge im Wertschöpfungsexport, auf Sachgüter und Dienstleistungen also, die wirklich im Inland produziert werden. Am höchsten ist der Österreich-Anteil in der Lebensmittelindustrie. Der Maschinenbau und die Metallwarenindustrie liegen im Mittelfeld.

Anteil der Arbeitskosten gesunken

Seit 1995 gefallen ist laut Studie der Anteil der Arbeitskosten an der Wertschöpfung bzw. jener der Gehälter. Mit 48 Prozent liegt Österreich bei den Löhnen im EU-Schnitt. Für Silvia Angelo, Leiterin der wirtschaftspolitischen Abteilung der AK Wien, ergibt sich daraus: Österreich verschaffe sich durch niedrigere Löhne oder geringere Arbeitsstandards keinerlei Standortvorteile. Gebot der Stunde sei, dass Österreich offensiver gegen starre Sparkurse der EU auftrete und hier auch auf Deutschland einwirke. "Der Industrie geht es gut. Wichtig ist es jetzt, die Nachfrage EU-weit anzukurbeln."

Zudem gehörten öffentliche Zukunftsinvestitionen von den Defizitberechnungen ausgenommen. Aus Sicht von Michael Peneder, Industrieexperte des Wifo, reicht es aber nicht aus, allein die Nachfrage in Schwung zu bringen. Vielmehr müsse auch die Produktivität weiter steigen. Hier liege der Hebel für Konkurrenzfähigkeit.

Dass ein Hochlohnland wie Österreich keinen Wettbewerb über niedrigere Gehälter gewinne, sei klar. Den laut Studie guten Wandel hin zu mehr Hightech kann Peneder so nicht nachvollziehen. "Dieser passiert erstaunlich langsam." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 14.11.2014)