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Spielzeug ohne Chemikalien, stromsparende Deko, Biobäume: Es ist gar nicht so einfach, zu Weihnachten den Überblick zu behalten.

Foto: EPA/JANOS MESZAROS

Wien - Umweltfreundlich feiern: Das klingt langweilig. Denn wer will sich ausgerechnet zu Weihnachten im Verzicht üben. Jedoch entstehen bei den Gedanken an strom- und folglich geldfressende Lichtdekoration, ungeliebte Geschenke und Weihnachtsbäume mit Pestiziden ebenfalls wenig besinnliche Gefühle. Mit nur etwas mehr Aufwand und Gedanken kann das Fest jedoch sinnvoller, gemütlicher und besser für die Umwelt begangen werden.

Der Ressourcenverbrauch beginnt schon ab Dezember. Insgesamt wird in der Weihnachtszeit weniger Strom genutzt, da in Unternehmen weniger gearbeitet wird, informiert Wien-Energie-Pressesprecherin Ilona Matusch. Doch gerade Lichterdekoration, die Tag und Nacht brennt, kann Privathaushalten teuer kommen. Blinkende Tannenbäume und illuminierte Weihnachtsmänner verbrauchen in den Wochen vor Weihnachten laut oberösterreichischem Energiesparverband so viel Strom wie mehr als 10.000 österreichische Haushalte in einem Jahr. Eine Alternative für alle, die nicht darauf verzichten wollen, sind LED-Leuchten. "Sie sparen bis zu 90 Prozent an Strom und CO2 gegenüber Glühlampen", sagt Matusch. Zudem seien sie bruchsicherer und hätten eine wesentlich höhere Lebensdauer.

Giftige Kerzen, Blei am Baum

Argumente, die auch immer mehr Gemeinden bei der Weihnachtsbeleuchtung zu überzeugen scheinen. Wien Energie bietet bereits das vierte Jahr LED-Produkte für Motive oder Lichterketten an. Heuer nutzen 15 Gemeinden das Angebot, darunter Wiener Neudorf, Hallstatt oder Baden.

Doch auch bei richtigem Feuer gibt es ein paar Punkte zu berücksichtigen: 95 Prozent aller Kerzen werden noch aus Paraffin hergestellt. Es wird aus Erdöl gewonnen und ist viel billiger als das umweltfreundliche Bienenwachs. Günstiger und etwas besser sind schon Stearinkerzen, die aus tierischen und pflanzlichen Fetten bestehen. Sie rußen zudem weniger als Kerzen aus Paraffin.

Bei der anderen Dekoration des Baumes gewinnen bei der Ökobilanz Baumanhänger aus natürlichen Materialien wie Stroh oder Holz. Denn Lametta wird aus Blei, Aluminium oder Kunststoff hergestellt. Das ist nicht nur für die Umwelt schädlich, sondern im Fall von Blei auch für den menschlichen Organismus. Sprays für künstlichen Schnee enthalten zum Teil schwermetallhaltige Pigmente sowie Binde- und Lösungsmittel. Sie sollten unbedingt nur über Problemstoffsammelstellen entsorgt werden. Auch ein damit besprühter Baum ist nicht mehr kompostierbar.

Bio-Christbäume seit 2007

Eine Tradition verändert sich kaum: Tannen und Fichten sind immer noch sehr beliebt. Laut den niederösterreichischen Christbaumproduzenten werden jedes Jahr 2,6 Millionen Bäume in heimischen Wohnzimmern aufgestellt. Zehn Prozent davon werden importiert. Bäume aus regionalem Anbau punkten mit kürzeren Transportwegen. Es gibt zwar kein offizielles Österreich-Siegel, aber Schleifen, die zeigen, aus welchem Bundesland der Baum stammt. Und für Bio-Christbäume gibt es seit 2007 eine EU-Verordnung. Die Erzeuger verpflichten sich, auf Unkrautvernichtungsmittel, Fungizide und Insektizide zu verzichten. Damit die Jungbäume nicht mit hohem Gras um Licht kämpfen müssen, wird regelmäßig gemäht, oder es werden Schafe eingesetzt. Damit ein Christbaum rund zwei Meter groß wird, benötigt er zehn Jahre.

Wiederverwertbarkeit ist nicht immer besser für die Umwelt: Plastikbäume können zwar jedes Jahr wiederverwendet werden, ihre Ökobilanz ist allerdings deutlich schlechter als die ihrer echten Pendants. Sie verbrauchen bei der Produktion bereits sehr viel Ressourcen und sind schwer abbaubar.

Transportwege beachten

Bei Geschenken gilt die gleiche Faustregel wie bei Christbäumen: Produkte mit langen Transportwegen sollten vermieden werden. Und besonders bei Kinderspielzeug, das viel angegriffen wird, lohnt sich ein genauer Blick auf die Verpackung. Im vergangenen Jahr fand das Hamburger Umweltinstitut bei einem Test 600 gesundheitsschädliche Chemikalien. Darunter waren Schwermetalle, Pestizidrückstände und Weichmacher. Bei Spielzeug aus Österreich gelten höhere Qualitätsstandards als in vielen asiatischen Ländern, aus denen billigeres Spielzeug importiert wird.

Ein neuer Trend mit negativen Effekten auf die Umwelt ist die wachsende Beliebtheit von Mistelzweigen. Die Pflanze wird über die Tür gehängt, wenn zufällig zwei Menschen gleichzeitig darunter stehen, müssen sie sich küssen. So will es der Brauch. Doch Misteln sind langsam wachsende Gehölze. Erst nach rund fünf Jahren blühen sie zum ersten Mal. Sie werden hauptsächlich in freier Natur gesammelt, da sich ein kommerzieller Anbau kaum lohnt. Bei regelmäßiger Ernte erholen sich die Bestände nicht mehr: Europaweit gehen sie bereits zurück. (Julia Schilly, DER STANDARD, 15.11.2014)