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Bischof Küng kann sich mit dem Kompromiss von SPÖ und ÖVP nicht abfinden.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Von der katholischen Kirche kommt massive Kritik am neuen Fortpflanzungsmedizingesetz, auf das sich SPÖ und ÖVP am Donnerstag geeinigt haben. Würde man den Entwurf so beschließen, wäre das ein "Dammbruch", sagte der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng am Freitag. Er ist in der Bischofskonferenz für Ehe und Familie zuständig.

Durch die Zulassung einer Samenspende für die In-vitro-Fertilisation (IVF), die Eizellenspende und die Präimplantationsdiagnostik (PID) würden "im Namen einer Fortschrittlichkeitsgläubigkeit" eine ganze Reihe von "Problemen und Leiden, vor allem für die als Spenderinnen oft unter Druck stehenden Frauen, geschaffen", erklärte Küng. Kinder, deren Recht es sei, "Vater und Mutter zu kennen und mit ihnen aufzuwachsen", würden mehr und mehr zu einem Produkt der Fortpflanzungsindustrie.

"Erschüttert"

Er sei "erschüttert", dass nun "heiße Eisen", die noch vor kurzem als Tabu gegolten hätten, Gesetz werden sollen. Für ihn stelle sich die Frage nach dem "dahinterstehenden Menschenbild", hieß es in der Aussendung.

Wie berichtet haben Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) auf ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs reagiert und einen relativ liberalen Gesetzesentwurf vorgelegt. Eizellenspenden und künstliche Befruchtung für lesbische Paare werden dadurch möglich, das Verbot, Embryonen auf Erbkrankheiten zu untersuchen, wird gelockert.

Lambda weitgehend zufrieden

Weitgehend Lob für den Entwurf kommt vom Rechtskomitee Lambda, das sich für die Gleichstellung von Homosexuellen einsetzt. "Das ist ein sehr zeitgemäßes Gesetz mit ein paar kleinen Schönheitsfehlern", sagte Lambda-Präsident Helmut Graupner im Ö1-"Mittagsjournal". Kritisiert wird von ihm, dass alleinstehende Frauen nicht die Möglichkeit bekommen, mittels Samenspende ein Kind zu bekommen.

Bei diesem Punkt setzt auch die Kritik der Grünen ein. "Ich fordere die Regierung hiermit auf, ihre tradierten Familienbilder endlich abzulegen und alle Frauen hinsichtlich ihres Kinderwunsches gleich zu behandeln", sagte Familiensprecherin Daniela Musiol.

Eine klare Ablehnung kam von der freiheitlichen Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller: "Es steht jedem frei, seine sexuelle Orientierung im Rahmen des Gesetzes auszuleben, das ist eine Selbstverständlichkeit. Aber Kinder sollen in einem möglichst natürlichen Umfeld aufwachsen." (red, derStandard.at, 14.11.2014)