Wien - Drei deplatziert wirkende Herren, die als "Heilige Drei Könige" firmieren und etwas intonieren: Verantwortlich für Michael Horowitz' Lieblingsfoto ist Helmut Qualtinger, sein Jugendfreund. "Er hat mich an einem Sonntag angerufen und gesagt, dass ich ins Burgenland fahren soll", erzählt Horowitz, "um ihn zu fotografieren".

Spontan und "einfach zum Spaß" ist Qualtinger mit dem Jazzmusiker Fatty George und dem Sänger und Schauspieler Al Fats Edwards von Haus zu Haus gegangen, um ein Trio Infernale zu mimen. "Practical Joke" hat das Qualtinger genannt, sagt Horowitz im Gespräch mit derStandard.at. Und wo Häuser stehen, sind Wirtshäuser nicht weit: "Da sind wir zwischendurch eingekehrt."

Ausstellung mit 90 Fotos

Die Bild gewordene Persiflage von Anständigkeit, die man gemeinhin mit den Heiligen Drei Königen assoziiert, ist nur ein Foto aus dem Fundus von Michael Horowitz, weitere 89 unveröffentlichte Bilder zeigt er ab Montag im lichterloh in der Gumpendorferstraße in Wien.

Die Vintage-Raritäten sind Unikate aus den 1960er und 1970er Jahren. Sie werden jetzt - neben der Restauflage seines Buches "Menschenbilder mit Fotos aus den Jahren 1966 bis 1986 - verkauft. Warum? "Ich habe sie eh lange genug gesehen", sagt Horowitz. An dieser Dokumentation von Zeitgeschichte sollten sich jetzt andere daran erfreuen.

Und an Skurrilität. Etwa, wenn die französische Schauspielerin Mylène Demongeot mit ihrem Alligator Wiens Gehsteige bereichert. Das Foto entstand bei Dreharbeiten in Wien, erklärt Horowitz. Das "Haustier" war mit Demongeot im Hotel Sacher einquartiert. Und ihr Mann, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Jochen Rindt hat, sekundiert. Exzentrik für die Ewigkeit.

Oder das Foto mit der Architekten- und Künstlergruppe Haus-Rucker-Co, die sich in Form von zwei Nackerten neben einer Tiroler Volksmusikkapelle materialisiert. "Um Menschen im reaktionären Österreich aufzuschrecken." Was heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt, war 1975 noch ein Skandal. Kein Skandal war das Foto von Helmut Zilk, allerdings könnte es symbolisch für den Fleisch gewordenen Habitus von Wiener Bürgermeistern stehen.

"In der Dunkelkammer aufgewachsen"

In Berührung gekommen mit Fotografie ist Horowitz über seinen Vater, einem Theaterfotografen: "Ich bin praktisch in der Dunkelkammer aufgewachsen." Deswegen hat er auch sehr früh Menschen wie Klaus Maria Brandauer kennengelernt. Und durfte ihn dann gemeinsam mit Karin, seiner Frau, in der neuen Wohnung ablichten. Mit dabei: nur eine Matratze und ein Fernseher.

In den letzten 25 Jahren hat Horowitz so gut wie nichts mehr fotografiert, "abgesehen von meinem Hund". In diese Zeit der Abstinenz fallen unzählige Bücher und die Gründung des "Freizeit-Kuriers". Im Sommer feierte der langjährige Chefredakteur seinen Abschied.

Jetzt hat er wieder Zeit. Und fotografiert wieder. "Es macht Spaß." Dem "goldenen Zeitalter der Pressefotografie", wie die Periode seines früheren Schaffens oft betrauert wird, weint er nicht nach, denn: "Die digitale Fotografie bietet herrliche Möglichkeiten." Und: "Den Blick für das richtige Foto, den richtigen Moment, den braucht es auch digital." (Oliver Mark, derStandard.at, 16.11.2014)

Service:

Flambierte Zeiten – Foto-Verkaufsausstellung
Vernissage: 17. November 2014, 19 Uhr
18. November bis 31. Dezember 2014
Mo-Fr 11 bis 18.30 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr
Gumpendorfer Straße 15-17, 1060 Wien
www.lichterloh.com

Fatty George, Al Fats Edwards, Helmut Qualtinger.

Michael Horowitz

Mylène Demongeot vor dem Hotel Sacher.

Michael Horowitz

Helmut Zilk.

Michael Horowitz

Teddy Podgorski.

Michael Horowitz

Hugo Portisch, Peter Nidetzky im Raumanzug.

Michael Horowitz

Erika Pluhar, Greta Keller und André Heller.

Michael Horowitz

Chris Lohner.

Michael Horowitz

U.a. Annemarie Berté und Peter Fichna im ORF-Nachrichtenstudio.

Michael Horowitz

Karin und Klaus Maria Brandauer.

Michael Horowitz

Axel Corti.

Michael Horowitz

Haus-Rucker-Co auf der Gloriette.

Michael Horowitz