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Kim Kardashians "Spekulationsobjekt".

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So hatte sich das Kim Kardashian wohl vorgestellt: Ihr Allerwertester legt das Internet lahm. Und genau das ist in den letzten Tagen auch passiert. Dabei hatte das alles doch ganz harmlos begonnen. Im September während der Modewochen in Paris hatte der Social Media Star für Jean Paul Goude posiert. Und zwar genauso, wie das der Fotograf, mittlerweile ein Mittsiebziger, vor einigen Jahrzehnten schon einmal gemacht hat: 1976 jonglierte Carolina Beaumont eingeölt und nackt auf ihrem ausgestrecktem Hinterteil ein Champagnerglas.

Während der Inhalt auch damals in hohem Bogen von vorne aus der Flasche nach hinten ins Glas schoss, grinste Beaumont in die Kamera. Die Inszenierung, so rassistisch wie sexistisch, daran lässt sich wenig rütteln. Nicht zuletzt, weil sie irgendwie an die zirkushafte Zurschaustellung der Silhouette der "Hottentottenvenus" Sara Bartmaan erinnerte. Das war allerdings Anfang des 19. Jahrhunderts.

Der entscheidende Unterschied zwischen Carolina Beaumonts Bild von 1976 und Kim Kardashians Auftritt auf dem Titel des New Yorker Paper Magazins? Weniger das Körperöl als die Bekleidung. Denn Kardashian hatte immerhin ein Kleid, Handschuhe und Perlenkette an. Zumindest zu Beginn. Stück für Stück folgte innerhalb von zwei Tagen die Online-Entblätterung. Und auch wenn Kardashian irgendwann ziemlich nackt zu bewundern war - gesprochen wurde vor allem über ein Körperteil: den Hintern, dem Auslöser entgegen gereckt. Das hat nicht nur damit zu tun, dass bei Kardashian nicht ganz klar ist, ob das gute Stück aufgerundet wurde. Der aufgepolsterte Gesäß hat schließlich in der Mode Tradition. Der "Cul de paris", der Pariser Hintern, war im 18. Jahrhundert allerdings textilen Unterbauten zu verdanken.

Aber auch unabhängig von seiner Größe wird der weibliche Hintern seit einiger Zeit wieder gefeiert. Und das nicht nur beim ausdauernden "Twerking" in Hip Hop- und Dancehall-Videos, sondern auch auf den Roten Teppichen. Das New York Magazine beobachtete dort die Wiederentdeckung des Allerwertesten schon vor eineinhalb Jahren. Damals sorgten seitliche Sichtfenster an Gwyneth Paltrows Yoga-gestähltem Hintern für Schlagzeilen. Auch einen Namen hat das ganze schon eine ganze Weile. Der Boulevard füllt ganze Seiten mit sogenannten "Side-Butts". Im Sommer gesellt sich während der Festival-Saison dazu der "Under-Butt". Denn dann schaut aus den knapp abgeschnittenen Jeans-Shorts das untere Drittel des Hintern hervor. Letztlich scheint es aber doch um ganz andere Dinge zu gehen.

Während das Netz den Coup des Paper Magazins noch diskutiert und analysiert, ist Kim Kardashian auf Instagram schon längst woanders. Für die Fotografin Ellen von Unwerth kuschelt sie sich da in einen Wintermantel aus der Kardashian-Kollektion. Hochgeschlossen, selbstverständlich. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 14.11.2014)