Flamenco-Diva María Pagés macht in "Utopía" die Früchte ihrer Zukunftsvisionen erfahrbar.

Foto: David Ruano

St. Pölten - Immer noch hat die Idee der Utopie etwas Anrührendes und Hinreißendes. Davon ist auch die spanische Flamenco-Diva María Pagés (51) überzeugt. Sie macht die Früchte ihrer Zukunftsvisionen in dem Tanzstück Utopía, das noch am Samstag im Festspielhaus St. Pölten zu sehen ist, erfahrbar.

Utopie - als idealisierende "Verunortung" (das griechische "oútópos" bezeichnet einen Nicht-Ort) des guten Lebens - ist eine fixe Liegenschaft in den Sehnsuchtskatastern auch der postmodernen Gesellschaft. Darauf hat nun eine Bahngesellschaft mit der Novemberausgabe ihres Magazins Mobil eine PR-Hütte gebaut: "Die Veränderung der Welt ist nur herbeizuführen ..." Und eine Autoverleihfirma setzt da ebenfalls ihre Werbegarage hin: "Mit" ihr könne man "die Welt verbessern".

Das alte Utopia wird gerade von der Wirtschaft auf die Gleise ihrer Umsetzung geführt. Dabei haben Kultur und Kunst nicht mehr viel zu melden. Wie um dem zu widersprechen, bringt María Pagés den modernistischen Aspekt dieser vielfach als bedrohlich beschriebenen Tendenz auf die Bühne. Sie zitiert den visionären Architekten Oscar Niemeyer, der die Hauptstadt Brasília auf dem Reißbrett entworfen hat, ebenso wie Größen des Wortes: darunter Charles Baudelaire, Antonio Machado und Pablo Neruda.

Zur Musik von Rubén Lebaniegos und Fred Martins sowie sentimentgeladenem Gesang tanzen acht Männer und Frauen, die Choreografin mit eingeschlossen, über "Solidarität und Konflikt, Ordnung und Chaos". Pagés selbst bringt sich mit hoch emotionalen Soli ein, in denen die Verortung und Ortlosigkeit des Subjekts, sein Suchen nach sich selbst, zum Ausdruck kommt. Ein Hochgenuss für Freunde des sinnlichen Flamencos in seiner erzählenden Form. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 15./16.11.2014)